Was man ohne jedes Talent für seinen Erfolg tun kann

Veröffentlich von
am
03.01.19 09:29

So ein bisschen anstrengend sind sie ja schon, diese ganzen Beiträge über gute Vorsätze fürs kommende Jahr, oder? Nicht, dass ich nicht selbst schon dazu etwas geschrieben hätte (zum Beispiel hier, vor zwei Jahren). Ich finde es auch nach wie vor klasse, sich etwas vorzunehmen. Aber das Problem ist ja oft, dass wir uns überfordern. Umso mehr freue ich mich, dass ich letztes Jahr einen Artikel fand mit dem schönen englischen Titel „10 things that require zero talent“. Er stammt von der von mir sehr geschätzten Change-Expertin und ehemaligen Sport-Agentin Molly Fletcher. „Zero talent“ klingt ja erstmal verheißungsvoll, dachte ich, aber ganz so einfach ist es dann doch nicht.

Sie definiert zehn Faktoren, die einen großen Einfluss auf unseren Erfolg haben – ganz egal, was man kann und wie viel Talent man mitbringt. Und wir alle können diese Faktoren steuern. Ich habe die besten sieben davon etwas genauer unter die Lupe genommen, hier sind sie:

1. Arbeitsmoral

Damit ist gemeint – egal, ob es gerade gut oder eher schlecht oder sogar spitzenmäßig läuft – da zu sein mit all seiner Kraft und die bestmöglichen Entscheidungen zu treffen. Das klingt ein bisschen selbstverständlich, ist es aber oft nicht. Molly Fletcher erzählt an dieser Stelle von einem ehemaligen Basketball Superstar, Kobe Bryant. Der hatte einmal eine Basketballmannschaft zu den Olympischen Spielen begleitet, und als alle einen Tag frei erhielten, war er es, der mit dem Bus zum Training kam und einen Korb nach dem anderen warf. Darauf angesprochen sagt er: „Ich will nicht, dass meine Fans denken, ich sei ein verwöhnter Junge, der glaubt, die Welt schulde ihm etwas. Ich gehe da raus und arbeite.“ Mir gefällt der Vorsatz einer guten Arbeitsmoral sehr. Jeder kann die haben, es ist eine Frage der Haltung. Und für mich repräsentiert eben diese Haltung Demut einer Aufgabe gegenüber und das Bewusstsein, dass nichts dadurch besser wird, dass ich mir selbst weniger Mühe gebe.

2. Pünktlichkeit

Zunächst klingt es ja ein bisschen spießig, Pünktlichkeit einen so hohen Stellenwert zu geben. Aber nicht, was dahinter steckt, wie ich finde: Eine Forscherin der San Francisco State University hat ermittelt, dass 20 Prozent der US-amerikanischen Bevölkerung chronisch zu spät kommen. Und die meisten von ihnen würden es gern ändern, schaffen es aber nur schwer. Dabei haben die Forschungen ergeben, dass pünktliche Menschen mehrheitlich folgende Eigenschaften mitbringen: Sie sind realistisch in ihrem Denkvermögen und ihrem Zeitgefühl, sie geben sich und ihrer Umwelt Zeitreserven und kalkulieren diese ein, sie sind sehr organisiert und strukturiert und sie stören sich nicht an kurzen Auszeiten vor oder nach einem Vorhaben, sondern nutzen diese. Daher benötigen sie nicht den Last-Minute-Kick. Ich persönlich finde es schwierig, diese Eigenschaften unumstößlich mit Erfolg gleichzusetzen. Sicherlich gibt es auch eher unstrukturierte Kreative, die stets auf dem letzten Meter genau das schaffen, was sie oder ihre Unternehmung richtig gut macht. Wer sich aber vornimmt, seine Zeitplanung besser in den Griff zu kriegen, dem sei hier nahegebracht, dass es dabei eben weniger um die Pünktlichkeit an sich geht. Vielmehr geht es um die genannten Faktoren: Realismus, Zeitreserven, das Nutzen von Auszeiten statt deren Vermeidung und eine gute Struktur; das sind die Zutaten dafür. Und sich diese vorzunehmen ist ja schon einmal viel konkreter, als das Vorhaben, künftig immer pünktlich zu sein.

3. Energiehaushalt

Bei aller Anstrengung und allem Ehrgeiz sind besonders erfolgreiche Menschen stets in der Lage, mit ihrer Energie hauszuhalten. Und Sie? Ich selbst musste das offen gestanden erst lernen. Dabei geht es beispielsweise darum, dass man zwar alles Mögliche schaffen kann – aber eben nicht alles und schon gar nicht alles gleichzeitig. Die Investition in wenige, aber richtige Themen gehört ebenso dazu, wie das Streben nach kleinen, erreichbaren Erfolgen. Auch ein Bewusstsein dafür, was jetzt möglich und wichtig ist sowie die Fähigkeit, Nein zu sagen, wenn die (Energie-) Kosten für ein Vorhaben zu hoch sind. Für mich eine wichtige Voraussetzung, um in der Balance zu bleiben – und definitiv etwas, das man sich für das kommende Jahr vornehmen kann.

4. Leidenschaft

Diesen Punkt mag ich am liebsten. Denn im weiteren Verlauf dieses Aspektes beschreibt Molly Fletcher eine angstfreie Haltung, die geprägt ist von Sinnhaftigkeit – also von der Antwort auf die Frage, warum ich etwas will oder tue. Aus meiner Sicht ist Leidenschaft nichts anderes, als der Mut, der eigenen Überzeugung zu folgen. Nur, wer dazu in der Lage ist, wird in seinem Bereich erfolgreich sein, da bin ich ziemlich sicher. Vielleicht schreibe ich über das Warum und Simon Sineks „Start with Why“ einmal einen eigenen Beitrag, hier schon einmal ein TED Talk dazu.

5. „Coachable“ sein

Wie gehen Sie mit Feedback um? Ich weiß, was Sie sagen: „Wenn es konstruktiv ist, kann ich es gut annehmen.“ – richtig? Aber die echte Fähigkeit, aus Feedback zu lernen, geht etwas weiter. Es geht darum, tatsächlich zuzuhören und sich den Aspekt aus einer kritischen Rückmeldung zu ziehen, der mich wachsen lässt. Wir neigen ja dazu, gerade bei negativem Feedback erst einmal festzustellen, was daran nicht stimmt. Oder warum diese Person uns dieses Feedback gar nicht geben kann. Oder dass das ja sein mag, aber für uns gar nicht wichtig ist. Wer aber in der Lage ist, genau das nicht zu tun, sondern sich auch noch das kleinste Tröpfchen Selbsterkenntnis aus Kritik abzuringen, der ist tatsächlich lernfähig. Übrigens: Mit Kritik umzugehen macht Menschen zufriedener, anpassungsfähiger und erfolgreicher. Auch dazu habe ich einen tollen TED Talk für Sie, hier geht es zu „How to grow from Feedback“.

6. Die berühmte Extrameile

Ja, auch von ihr haben wir oft genug gehört: Die Extrameile, die uns alle den Gipfel des Erfolgs verheißt. Das stimmt so natürlich nicht. Aber ich finde es wichtig, sich von Zeit zu Zeit daran zu erinnern, dass es unser Selbstbewusstsein enorm stärkt, wenn wir die Erwartungen anderer oder unsere eigenen übertreffen. Allerdings muss man aus meiner Sicht aufpassen, wenn man sich das vornimmt. Denn es kommt sehr darauf an, wie wir gestrickt sind: Sind wir ohnehin äußerst ehrgeizig und geben uns nie zufrieden, bevor eine Aufgabe nicht übertroffen wurde, kann das schnell in eine Selbstausbeutung führen. Wer aber dazu neigt, seinen eigenen Erfolg allein daran zu messen, ob die Ziellinie erreicht ist, läuft Gefahr, sie nicht zu erreichen und damit langfristig Selbstwertgefühl einzubüßen.

7. Gute Vorbereitung

Nur Sie selbst können über den Raum und die Zeit bestimmen, den oder die Sie der Vorbereitung einer Sache einräumen. Ich bin ein Vorbereitungs-Fan. Das Improvisationstalente sollte nur in passenden Situationen zum Einsatz kommen oder wenn die Zeit für eine ausführliche Vorbereitung schlichtweg fehlte. Ansonsten gilt für mich das englische Bonmot: „Failing to prepare is preparing to fail” – also ein Versagen in der Vorbereitung ist die Vorbereitung zum Versagen. Egal, ob es sich um ein Vorstellungsgespräch handelt, eine Präsentation, einen Pitch oder einfach ein informelles Treffen mit einer mir wichtigen Person: Wer es sich zur Gewohnheit macht, sich mit der Person und mit der Situation vorher auseinanderzusetzen, wird öfter gute Ergebnisse erzielen.

Ich mag ihre Auflistung und besonders die hier vorgestellten sieben Punkte. Sie zeigen nämlich, dass Erfolg eben nicht nur von dem abhängt, was wir können oder wissen oder mit welchen Talenten wir gesegnet sind – sondern auch von einer Haltung zu unserer Arbeit, unserer Karriere und zu uns selbst. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein erfolgreiches und glückliches neues Jahr!

Und Sie? Steht ein Jobwechsel an? Oder der Schritt in die Freiberuflichkeit? Wir suchen und fördern Nachwuchskräfte und erfahrene Manager, die Lust haben, Verantwortung zu übernehmen. Transparente Karrierepfade sowie Begleitung und Weiterentwicklung unserer Mitarbeiter sind seit vielen Jahren für uns selbstverständlich.

Bildquelle: / Shutterstock /g-stockstudio

Kategorien(n):
Seitenkommentare
Auf dem Blog „Der Karrierenavigator“ erhalten Sie regelmäßig Denkanstöße zu den Themenfeldern Führung, Karriere und Personal.

KATEGORIEN