Von Startups lernen

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06.02.20 07:41

Als Dr. Dieter Zetsche, damals noch in seiner Rolle als Vorstandsvorsitzende der Daimler AG, im Interview mit der Frankfurter Allgemeine verkündet „…kurzfristig, innerhalb von einem Jahr, rund 20 Prozent der Mitarbeiter auf eine Schwarm-Organisation umzustellen“, fand er weltweit Beachtung. Beeinflusst wurde Zetsche bei dieser Aussage von der Startup-Kultur. Von der können, gerade in Bereichen wie "interne Strukturen" oder "Employer Branding", aber nicht nur die Big Player lernen.

Gerade angesichts des hart umkämpften Recruiting Markts lohnt sich ein prüfender Blick auf erfolgreiche Startups. Interessante Benefits, gute und meist schnelle Entwicklungsmöglichkeiten und sehr flexible Arbeitsstrukturen: Erfolgreiche Gründer haben den Wert ihrer Mitarbeiter erkannt. Das macht sie für Bewerber hochinteressant.

Vorbild Startup

Startups handeln mitarbeiterorientiert. Sie fragen sich: Welche Leute brauche ich, damit meine Idee funktioniert? Und genau diese Leute stellen sie dann ein. Sie nehmen die Kompetenz und den Wert der Talente sehr selbstverständlich wahr, orientieren sich am Markt und sind bereit, den Preis für ihren Unternehmenserfolg zu zahlen. Viele Konzerne stecken dagegen noch in starren Strukturen fest und müssen sich an Rahmen, Vorgaben und Hierarchien halten. Wenn der Chief Digital Officer dringend gesucht wird, aber nicht mehr verdienen darf als die anderen Vorstandsmitglieder, sind die Voraussetzungen einfach andere. Natürlich kann es problematisch sein, wenn der neue CTO oder CDO mehr verdient als der Vorstandsvorsitzende. Wenn dieser Top-Player in diesem Moment aber einfach mehr Wert ist, dann sollte eine marktkonforme Vergütung selbstverständlich sein. Einige Startups händeln es so, dass die Mitarbeiter neben dem Gehalt Firmenanteile bei Eintritt ins Unternehmen erwerben.

Team-Building

In Startups sind  die Mitarbeiter oft das wichtigste Kapital. Das Team kennt sich und verfolgt ein gemeinsames Ziel und jeder sieht es als seine Verantwortung an, dieses Ziel zu erreichen. Flache Hierarchie, eine hohe Wertschätzung und individuelle Entwicklungsmöglichkeiten sind naturgemäß höchst motivierend. Durch regelmäßige Teammeetings, Events, transparente Führung und einen steten Informationsfluss werden die Mitarbeiter zur selbständigen Arbeit motiviert. Eigene Ideen sind willkommen, Fehler werden geduldet und verziehen und Eigeninitiative wird begrüßt. So entsteht oft ein sehr lockeres, vertrauensvolles Verhältnis, in dem sich Kreativität entfalten lässt und die Risikobereitschaft wächst. Für viele High-Potentials sind die gebotenen Möglichkeiten hochattraktiv. 

Feedback-Kultur

Über die Kunst der Feedback-Kultur habe ich schon einiges geschrieben. Startups beherrschen Feedback in der Regel sehr gut. Sie begreifen Kritik als Chance voran zu kommen und vermitteln das auch ihren Mitarbeitern. Neben regelmäßigen Mitarbeitergesprächen gibt es Monatsrückblicke oder kurze Stehmeetings zur Teambesprechung, in denen Rückmeldung zur aktuellen Lage und Arbeitssituation gegeben wird. Feedback ist allgegenwärtig. Auch Kundenfeedback. Viele Tech-Unternehmen „arbeiten im laufenden Betrieb“ und entwickeln ihre Beta-Versionen mit Hilfe des Feedbacks der Community. Zu dieser Feedback-Kultur gehört auch eine rege Kommunikation über die sozialen Netzwerke. Hier gilt es zeitnah, persönlich und mit Ahnung von der Sache, die Community einzubinden und auf sie einzugehen. Hier sehe ich im Alltag immer wieder großen Handlungsbedarf bei vielen Old-Economy-Unternehmen.

Flexibilität

Stechuhren und starre Arbeits- und Anwesenheitspflicht findet man in Startups nur selten. Viele junge Unternehmen setzen auf Mitarbeiterzufriedenheit durch Flexibilität und Autonomie. Gleitzeit, eine komplett frei wählbare Arbeitszeit oder individuelle Homeoffice-Regelungen gehören zu ihrer DNA. Aber auch in Gehalts- und Urlaubsfragen probieren einige Startups neue Wege aus. Diese Flexibilität ist bei einem DAX-Unternehmen sicher nicht in vollem Maße umsetzbar, aber ohne flexible Regelungen sind Unternehmen insbesondere für die Top-Talente nicht mehr attraktiv.

Natürlich sind die meisten Startups kleiner, jünger und finanziell leichter als große Konzerne. Je weniger Mitarbeiter, desto flexibler und agiler kann ein Unternehmen sein, Entscheidungen können schneller getroffen werden, da sie nicht durch verschiedene Gremien müssen und von weniger Personen abgesegnet werden müssen. Dies wiederum beeinflusst die Geschwindigkeit, wie schnell gehandelt werden kann. Dennoch, dass ein oder andere können wir sicher von ihnen lernen.

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Bildquelle:  Bojan / AdobeStock

Topics: ManagementNeue Arbeitswelt

 

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