So bereiten Sie sich auf ein Telefoninterview vor

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18.01.17 22:00

„Mach erstmal ein Telefoninterview“, hören viele Recruiter heutzutage. Warum auch nicht? Ein Vorabgespräch per Telefon oder auch Skype spart Geld und Zeit – für beide Seiten. Wenn danach schon klar ist, dass Kandidaten und Job nicht zusammenpassen kann man auf ein persönliches Treffen verzichten. Aber natürlich nur, wenn das Telefon- oder Skype-Interview auch aussagekräftig ist. Sonst ist es womöglich eine verpasste Chance. Das erinnert mich an ein Telefoninterview, das ich einmal mit einem Bewerber für die Stelle eines Systemadministrators geführt habe. Der Bewerber konnte kaum einen ganzen Satz formulieren, wirkte von jeder Frage überrascht und ich fand nicht heraus, was er tatsächlich konnte. Ich lud ihn nicht zu einem persönlichen Gespräch ein. Aber ein paar Jahre später lernte ich ihn doch noch kennen, dieses Mal als Freelancer und er entpuppte sich als hervorragender Experte. Im Interview ist wohl einiges schief gelaufen. Was hätte er anders machen können?

Hier erhalten Sie ein paar Tipps, wie Sie sich optimal auf ein Telefoninterview vorbereiten. Oder sollen Sie demnächst per Skype interviewt werden? Im Anschluss erfolgen noch ein paar Ergänzungen für ein Interview via Skype oder anderen Videoverfahren.

1. Legen Sie die Stellenanzeige und Ihren Lebenslauf vor sich

Am Telefon wirken Kunstpausen und „Herumstottern“ besonders ungünstig. Denn man hört sie nur. Im persönlichen Gespräch lenken Mimik, Gestik oder andere Aktivitäten von solchen sprachlichen Unsicherheiten ab. Das entfällt im Telefonat natürlich. Wenn Sie die wichtigsten Unterlagen vor sich liegen haben hilft Ihnen das, sich zu fokussieren. Und Sie können immer mal einen Blick darauf werfen, wenn Sie aus dem Konzept kommen. Kreisen Sie wichtige Aspekte der Stellenausschreibung und Ihres Lebenslaufes ein oder markieren Sie diese gut sichtbar.

2. Halten Sie eine Liste Ihrer Erfolge und Eigenschaften bereit

Auch hier gilt: Falls eine Frage danach kommt wird es Ihnen helfen, darauf flüssig und ohne lang nachzudenken zu antworten. Das sollte natürlich nicht vorgelesen werden, aber als Spickzettel unterstützt es Sie, die richtigen Worte zu finden. Hier hilft es auch, sich diese Liste zur Vorbereitung selbst ein paar Mal laut vorzulesen, das wirkt Wunder! Die wichtigsten Formulierungen werden Sie, da Sie sie gehört und bereits selbst gesprochen haben, mühelos rekapitulieren. Das wirkt äußerst eloquent.

3. Lächeln Sie

Es ist eine alte Binsenweisheit, dass man Lächeln hören kann. Natürlich sollen Sie nicht das ganze Telefonat über mit eingeeisten Mundwinkeln dasitzen – aber ein freundlicher Gesichtsausdruck und zwischendurch ein Lächeln wirkt sich positiv auf die Telefonatmosphäre aus.

4. Sorgen Sie für eine ruhige Atmosphäre

Gerade kürzlich ist es mir passiert: Ich telefonierte mit einem Kandidaten für eine top Führungsposition, wir waren verabredet und wollten uns erst einmal telefonisch austauschen. Ich sollte ihn um 17:30 Uhr anrufen, was ich tat, und er saß im Auto. Ich verspreche Ihnen, so gut kann Ihre Freisprechanlage gar nicht sein, dass das entspannt für Ihren Gesprächspartner ist. Eine ruhige Atmosphäre ist wichtig. Suchen Sie sich ein Zimmer, in dem Sie niemand stört und das möglichst wenig Nebengeräusche hat. Sicher wissen Sie, dass Geräusche durch ein Telefon verstärkt werden, außerdem ist es für Sie selbst auch angenehmer und das transportieren Sie mit.

Wie versprochen kommen nun noch ein paar Ergänzungen für die optimale Vorbereitung auf ein Interview per Skype oder anderen Videoverfahren. Solche Gespräche sind mit einem persönlichen Vorstellungsgespräch vergleichbar, haben aber einen entscheidenden Vorteil für Sie: Sie bestimmen, wo und wie Sie sich präsentieren. Den Ort des Gespräches zum Beispiel wählen Sie selbst. Achten Sie beim Skype-Interview auf folgende Aspekte:

5. Verwenden Sie ein seriöses Skype-Profil

Falls Sie bereits privat einen Skype-Account nutzen, achten Sie darauf, wie Sie dort heißen und ändern Sie Ihren Namen falls nötig in einen seriösen um. „SüßerFratz“ oder „Batman“ gehören nicht dazu. Vorname und Nachname, eventuell gekoppelt mit einer Zahl, so etwas in der Art. Sie verwenden nur Ihren Vornamen, weil Sie bisher hauptsächlich privat geskypt haben? Aus meiner Sicht kein Problem. Der zweite Punkt ist das Bild. Niemand wird erwarten, dass auf Ihrem Skype-Profil dasselbe Bild erscheint, wie in Ihren Bewerbungsunterlagen. Aber ein Strandfoto ist trotzdem nicht passend.

6. Prüfen Sie die Technik

Am besten tun Sie das, indem Sie kurz vorher mit einem Freund testweise skypen. Ich hatte schon ein Skype-Gespräch mit hervorragendem Bild, aber ständiger Tonrückkopplung. Das geschieht dann, wenn die Skype Software den Ton vom Mikrofon noch einmal aufnimmt und wiedergibt, dann entsteht eine Art Echo. Das war äußerst unangenehm, als Folge davon habe ich das Interview so kurz wie nur irgend möglich gehalten, und das ist ja nicht in Ihrem Sinne. Sie können das vermeiden, indem sie Kopfhörer mit einer sehr guten Isolierung verwenden. Außerdem sollten Sie darauf achten, dass Ihr Mikrofon und Ihre Lautsprecher weit genug auseinanderliegen. Und: Falls Sie mehrere Mikrofone nutzen, prüfen Sie unter „Audioeinstellungen“, welches Mikrofon ausgewählt ist. Wenn Sie ein Tischmikrofon nutzen, darf also nicht das (ohnehin eher störanfällige) vom Laptop ausgewählt sein.

7. Wählen Sie einen passenden Ort

Man mag es ja kaum schreiben, so selbstverständlich mutet es an, aber Sie glauben nicht, was ich schon selbst erlebt oder von unseren Recruitern gehört habe. Einer erzählte mir, dass ein Kandidat beim Skype-Interview offensichtlich eine Katze im selben Raum hatte, die ständig im Hintergrund durchs Bild lief. Ich selbst wurde als Interviewer schon in die unterschiedlichsten Kulissen gebeamt, zum Beispiel in Küchen oder auf ein Wohnzimmer-Sofa, im Hintergrund die Knautschkissen. Das passt einfach nicht. Suchen Sie sich einen mindestens büro-ähnlichen Ort mit einer hellen Wand im Hintergrund oder einem Bücherregal mit Fachbüchern. Achten Sie auch auf den Lichteinfall. Es ist ein bisschen wie beim Foto: Setzen Sie sich also nicht vor ein Fenster und lassen Sie sich nicht direkt von vorn anstrahlen.

8. Schauen Sie in die Kamera

Es verführt sehr, in dieses kleine Fenster unten rechts zu schauen, in dem man sich sieht. Es ist ein bisschen wie in den Spiegel schauen. Aber für Ihren Gesprächspartner sieht es eben so aus, dass Sie nach unten schauen. Er selbst ist ja „in der Kamera“. Denken Sie also daran, in die Kamera zu schauen und nutzen Sie das Bild unten rechts höchstens ganz kurz, um Ihre Haltung zu überprüfen. Wenn Sie sich dabei ertappen, dauernd auf Ihr Bild zu schauen, hier mein Tipp: Man kann die Funktion auch ausschalten.

9. Achten Sie auf Ihre Haltung

Apropos Haltung. Ihre Körperhaltung sollte genau wie in einem persönlichen Gespräch sein, also gerade, aber nicht verspannt. In einem Bewerbungsgespräch würden Sie ja auch nicht in den Stuhl rutschen oder stocksteif dasitzen. Achten Sie dabei auf den Abstand zur Kamera. Er sollte ungefähr einen Meter betragen. Wenn Sie dichter dran sind, sieht man Sie, also nun ja, sehr groß und sehr genau. Das ist uns ja im persönlichen Kontakt auch eher unangenehm, wenn jemand 50 Zentimeter vor uns sitzt, auf Skype ist es (fast) genauso. Achso, und auch hier gilt natürlich: Zwischendurch Lächeln nicht vergessen!

Ich bin ein großer Freund davon, Gespräche zunächst per Telefon oder Skype zu führen – aber nur, wenn sich beide Seiten gut vorbereiten. Ansonsten ist es keine eingesparte, sondern verschwendete Zeit. Übrigens: Wie Sie als Interviewer ein Telefon- oder Skype-Interview führen schreibe ich in einem der folgenden Blogbeiträge.

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Bildquelle: gpointstudio / Shutterstock

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