Resilienz: So gehen Sie richtig mit Rückschlägen um

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01.12.16 22:00

Sie haben noch nie einen beruflichen Rückschlag erlitten? Das tut mir leid. Ernsthaft. Gar keine Misserfolge zu haben ist nämlich out. Aus gutem Grund: Es geht gar nicht. Jeder von uns erlebt von Zeit zu Zeit oder mindestens einmal eine Situation, in der etwas nicht gelingt, nicht erwartungsgemäß läuft oder man scheitert. So gehört es auch in Bewerbungsgesprächen längst zum guten Ton, auch einmal einen Rückschlag mit dem Gesprächspartner zu teilen. Aber: Nur, wenn klar wird, was man daraus gelernt hat. Warum dieser Rückschlag also nützlich für die Zukunft war. Ich erinnere mich sehr gut an einen wirklichen Top Manager - er ist heute CIO - der mir erzählte, wie er über ein Projekt einmal die Kontrolle verloren hatte. Er sprach darüber ganz sachlich und gelassen und erklärte mir, dass dieser Kontrollverlust für ihn die wichtigste Erfahrung für seine darauf folgende Karriere war (Das war das, wonach ich ihn gefragt hatte).

„Rückblickend“, so erzählte er mir, „hätte ich ohne dieses Erlebnis nie gelernt, zu delegieren, wirklich loszulassen. Ich wollte immer alles selbst machen in der Annahme, dass alle anderen es ohnehin nicht richtig können. Als das Projekt zu komplex wurde, lief es aus dem Ruder und niemand fühlte sich verantwortlich. Das würde mir so heute nicht mehr passieren. Es war eine schwierige Erfahrung, aber keine, die ich bereue.“ Eine tolle Haltung, mir hat das imponiert. Aber wie kommt es, dass manch einer so einen Misserfolg als wichtige Erfahrung versteht, während ein anderer daran fast zerbricht oder zumindest seine Karriere nachhaltig darunter leidet? Das Stichwort hierzu ist Resilienz. Ursprünglich ein Forschungsgegenstand aus der Psychologie ist es heute ein Begriff, der in die Managementliteratur Einzug hält. Resilienz ist die Fähigkeit, Krisen, Druck und Veränderung erfolgreich zu bewältigen und als Lernmöglichkeit wahrzunehmen.

Gegenstand dieser Forschung war und ist es, herauszufinden, was resiliente Menschen für Eigenschaften mitbringen. Hier sind sie:

1.     Selbstwirksamkeit

Menschen mit hoher Selbstwirksamkeit wissen, dass sie selbst Dinge bewegen können. Und tun das auch! Sie bleiben auch dann Akteur, wenn etwas schief läuft oder schwierig wird und sind damit das Gegenteil von denen, die bei der ersten Krise die Verantwortung der Krise auf andere schieben. „Du weißt ja, wie das bei uns läuft.“, „Die spinnen doch!“ oder „Ich würde ja gern, aber in diesem Konzern geht das eben nicht“. Solche Sätze habe ich schon oft gehört, aber niemals von denen, die wirklich an Herausforderungen gewachsen wären. Wer selbstwirksam ist, hält sein eigenes Handeln für wirksam, auch in schwierigen Situationen oder bei Gegenwind. Das ist eine Haltung, die manche von sich aus mitbringen, aber man kann sie auch erlernen – vorausgesetzt man weiß, dass es daran mangelt. Überprüfen Sie also, für wie wirkungsvoll Sie Ihr eigenes Handeln innerhalb Ihrer Organisation halten und korrigieren Sie gegebenenfalls nach oben.

2.     Impulskontrolle

Andauernd E-Mails checken, jemanden anbrüllen, alles hinschmeißen – wer zu diesen Dingen neigt, verfügt wahrscheinlich nicht über eine besonders ausgeprägte Impulskontrolle. Und das kann schädlich sein, denn es verhindert das langfristige Verfolgen eines Ziels. Außerdem kann eine mangelnde Impulskontrolle die zwischenmenschlichen Beziehungen im Arbeitsumfeld empfindlich stören. Gerade, wenn es schwierig wird und ein gelassenes Durchhaltevermögen benötigt wird. Man könnte sagen, Menschen mit einer hohen Impulskontrolle sind disziplinierter und können unter Anspannung effektiv bleiben, anstatt ihren Impulsen nachzugeben. Leistungssportler zum Beispiel können das in aller Regel gut. Sie haben sich, wie man umgangssprachlich sagt, im Griff. Übrigens: Eine Technik, um seine Impulse zu steuern, ist Ablenkung. Sollten Sie zu mangelnder Impulskontrolle neigen, denken Sie im jeweiligen Fall also schnell an etwas völlig anderes, um dann zum eigentlichen Thema zurückzufinden.

3.     Emotionssteuerung

Der Systemtechniker, der trotz privater Probleme freundlich und geduldig mit seinen internen Kunden umgeht, hat sie. Ebenso die Personalchefin, die nicht zurückmeckert, wenn sie in einem Entlassungsgespräch böse angegangen wird. Eine gute Fähigkeit zur Emotionssteuerung, also zur Reflexion und Steuerung der eigenen Gefühle unter Druck und Stress, lässt Menschen gelassen und belastbar wirken. Natürlich haben sie auch Gefühle wie Wut oder Trauer, aber die beeinträchtigen sie nicht, da sie schnell und mühelos Maßnahmen ergreifen, sich in einen positiven Zustand zu versetzen. Für mich persönlich ist hier übrigens Bewegung der Schlüssel zum Erfolg. Manchmal reicht schon ein Spaziergang an der frischen Luft zwischen zwei Meetings, um den Frust aus dem einen nicht in das nächste Gespräch mitzunehmen.

4.     Kausalanalyse

Kennen Sie auch Menschen, die denselben Fehler immer wieder machen, ohne das zu merken? Ich schon. Zum Beispiel den Manager, der sauer ist, weil vermeintlich immer er die unselbstständigen Mitarbeiter bekommt, ohne zu merken, dass er selbst die Ursache dafür ist. Oder die Freundin, die „immer an den falschen Mann“ gerät – nun ja. Noch schwieriger ist es, wenn sich jemand grundsätzlich die Misserfolge zuschreibt und Erfolge als Zufall interpretiert. So jemand ist natürlich schnell resigniert. Anders herum gibt es aber eben auch Menschen, die einen Wirkungszusammenhang sehr schnell begreifen und daher auch beheben können. Wichtig hierfür ist in allererster Linie die Bereitschaft, das zu tun. Kausalanalyse ist weniger ein Zeichen hoher Intelligenz, sondern des Willens. Und die Wirkung ist enorm. Eine realistische Kausalanalyse schützt gegen Resignation und motiviert nachhaltig, da Erfolge und Misserfolge realistisch eingeschätzt werden können.

5.     Realistischer Optimismus

Apropos realistisch: Eine weitere Eigenschaft resilienter Menschen ist realistischer Optimismus. Sie suchen auch in schwierigen Situationen nach dem Guten und sind grundsätzlich überzeugt, dass in Krisen etwas Sinnhaftes steckt. So wie meine Führungskraft, von der ich eingangs erzählte. Meine Beobachtung ist, dass das für Menschen, die nicht damit ausgestattet sind, fast provokant wirkt. Sie fordern ihr Recht auf „Realismus“ ein, was ihnen natürlich niemand abspenstig machen will. Aber fest steht: Wer in Krisen die Chance findet und sich in Erfolgen vom eigenen positiven Selbstkonzept bestätig sieht, ist eben widerstandsfähiger. Und übrigens auch gnädiger mit seinen Mitmenschen und Kollegen! Auch hier ein Beispiel: Ich kenne eine schier unerschütterliche Führungskraft. Geht etwas in seinem Team schief, höre ich Sätze wie „Er hat woanders seine Stärken, nächstes Mal setze ich ihn auf ein passenderes Projekt.“ – fertig.

6.     Empathie

Das ist ja fast ein alter Hut, dass das heute als Schlüsselkompetenz gilt. Aber das hat auch seine Gründe, unter anderem den, dass Empathie die Grundlage für viele andere der genannten Eigenschaften ist. Wer sich in andere hineinversetzen kann, erkennt dessen Stärken und Begrenzungen und kann positiv darauf reagieren. Ihm fällt es leicht, eine treffende Kausalanalyse vorzunehmen und die eigenen Emotionen zu steuern, da positive Aspekte schnell in den Vordergrund rücken können. Die Personalchefin versteht, warum es dem anderen gerade nicht gut geht und kann sein Verhalten so mühelos wegstecken. Der Systemtechniker weiß, dass der IT-seitig ahnungslose Kollege nichts für die eigene Stimmung kann. Im Konzept der Resilienz wird aber auch deutlich, und das gefällt mir sehr gut, dass Empathie keinesfalls altruistisch ist oder sein muss (diese falsche Annahme höre ich sehr oft), sondern eben auch die eigene Widerstandskraft stärken kann.

7.     Zielorientierung

Eine Eigenschaft, die ich für hochgradig wichtig halte. Es erschließt sich mir durchaus, dass man mit einer hohen Zielorientierung besser mit Rückschlägen umgehen kann. Denn wer diese mitbringt, hat ein sehr klares Bild von dem, wo er hinmöchte und geht den Weg unabhängig von der Meinung anderer. Menschen mit hoher Zielorientierung gelten als selbstbewusst, ohne „Blender“ zu sein. Sie unternehmen bedacht die notwendigen Schritte, um ihrem Ziel näher zu kommen. Ich habe schon einige Manager in gehobenen Positionen erlebt, die mir erzählten, sie seien da so hineingerutscht, quasi per Zufall nach oben gefallen. Manchmal ist das freilich reine Koketterie, aber wenn es tatsächlich stimmt, ist meist auch irgendwann Schluss – entweder, weil sie ausgebrannt sind, um den zufällig erreichten Standard zu halten, oder weil sie einen Rückschlag erlitten haben und kein Ziel vor Augen, für das es ich lohnt, diesen einfach hinzunehmen. Die hadern dann und können ihre Krise nicht nutzen – weil sie gar nicht wissen, wofür.

Abschließend möchte ich mit Ihnen einen Teil aus der Rede von Hillary Clinton teilen, einen Tag nachdem sie die Wahl verloren hatte: „Ich habe mein gesamtes Erwachsenenleben damit zugebracht, für das zu kämpfen, woran ich glaube. Ich hatte Erfolge und ich erlitt Rückschläge – manchmal auch sehr schmerzvolle. Viele von Euch stehen am Beginn ihrer Karriere. Und auch Ihr werdet Erfolge und Rückschläge erleben. Dieser Verlust tut weh. Aber bitte, hört nicht auf daran zu glauben, dass das wofür Ihr Euch einsetzt, es Wert ist.“ Hillary Clinton gilt als resiliente Person und ich muss ehrlich sagen, mich hat diese Rede echt beeindruckt.

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Bildquelle: Olivy / Shutterstock

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