Misserfolge als Karriere-Pluspunkt: So verwandeln Sie Minus in Plus

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11.10.18 21:00

Ist Ihnen in Ihrer Karriere schon einmal etwas misslungen, z. B. ein gescheitertes Projekt, eine falsche Investition oder eine Geschäftsidee, die nicht erfolgreich war? Super! Damit sind Sie in bester Gesellschaft. Scheitern hat die stille Schmuddelecke verlassen und ist hip geworden. In der Gründerszene wird mittlerweile immer offener darüber gesprochen. Bei sogenannten „FuckUp Nights“ erzählen Gründer, wie sie unternehmerisch gescheitert sind. Das dient manchen als Versöhnung mit dem eigenen Misserfolg – und bietet den Zuschauern interessante Aha-Momente und macht gleichzeitig mutig. Natürlich sind auch früher schon Menschen gescheitert, im Kleinen wie im Großen. Aber während bis vor wenigen Jahren alles daran gesetzt werden musste, das zu vertuschen, ist es heute kein Tabu mehr. Im angloamerikanischen Sprachraum ist Scheitern übrigens schon länger erlaubt. Im Silicon Valley gehört es zum guten Ton, mindestens einmal gescheitert zu sein, bevor der Erfolg sich einstellt. Bei näherer Betrachtung finde ich das gar nicht verwunderlich, denn es ist spannend und vor Allem notwendig. Lassen Sie die letzten Jahre oder Monate einmal Revue passieren: Welche kleinen oder größeren Misserfolge hatten Sie? Wie sind Sie aus dieser Situation herausgekommen? Sicher haben Sie fieberhaft daran gearbeitet, die Kurve gerade noch zu kriegen und vieles – auch über sich selbst – gelernt, was Ihnen noch nicht bekannt oder klar war. Aber nicht jeder Misserfolg wird automatisch zu einer spannenden und erkenntnisreichen Erfolgsgeschichte Ihrer Karriere. Dazu müssen Sie selbst etwas beitragen.

Durch Krisen besser werden

Über Fehlertoleranz in Unternehmen und warum diese wichtig ist, schrieb ich ja bereits vor einiger Zeit. Das gilt auch für die persönliche Karriere. Stellen wir uns folgenden Fall vor: Eine Entwicklungsabteilung hat ein neues Gerät entworfen und eine Nullserie angefertigt. Der Kunde hat aufgrund der vollmundigen Versprechungen einen Kaufvertrag unterschrieben. Dann stellt sich heraus, dass das Gerät durch die Tests gefallen ist. Der Liefertermin steht kurz bevor. Die Firma bildet eine Taskforce, sucht die Fehler und schnürt dringliche Arbeitspakete zur Verbesserung des Produkts. Mit ein paar Wochen Verzögerung können die Geräte endlich geliefert werden und nur dank des Verhandlungsgeschicks des Projektleiters kann die Firma einer Schadensersatzklage entgehen. Die Verantwortlichen für dieses Produkt konnten auf diese Weise sehr konkrete Erkenntnisse gewinnen, die sie für alle weiteren Aufgaben besser machen, als sie es bisher waren. Vorausgesetzt, sie haben die Schwachstellen analysiert, die Grenzen des Machbaren wahrgenommen, reflektiert und Lösungen gefunden, die sie vorher gar nicht in Betracht gezogen hatten. Dann werden sie beim nächsten vergleichbaren Projekt die Ursachen des Super-Gaus einkalkulieren – um ihn zu vermeiden.

Denken Sie also an eine gründliche Retrospektive – ansonsten werden Sie durch Misserfolg oder Krisen eben nicht besser, sondern schlechter.

Über persönliches Wachstum sprechen

Im englischsprachigen Raum geht man noch weiter und setzt im Recruiting auf den „Lebenslauf der Misserfolge“. Zu verdanken ist das vor allem Johannes Haushofer, Assistenzprofessor an der Princeton University, der 2016 mit seinem „CV of failures“ - einem „Lebenslauf des Scheiterns“ berühmt wurde. Darin zählt er zum Beispiel akademische Stellen auf, die er nicht bekam oder Stipendien, für die er nicht ausgewählt wurde. Auch schreibt er augenzwinkernd, dass sein Lebenslauf des Scheiterns „wesentlich mehr Aufmerksamkeit“ bekommen habe als seine gesamte wissenschaftliche Arbeit.

Die Mehrzahl der Unternehmen interessieren sich schon weiter vorrangig für die Erfolge, die die Kandidaten erzielen konnten. Aber: Wie potenzielle Arbeitnehmer mit Niederlagen umgehen, rückt immer mehr in den Vordergrund. Es ist heute sehr wahrscheinlich, dass ein Kandidat in einem Bewerbungsgespräch nach einem Misserfolg und den daraus erfolgten Learnings gefragt wird. Ich finde es interessant, zu erfahren, was ein Kandidat aus Niederlagen gelernt hat. Was für Vorkehrungen hat er getroffen, um eine Wiederholung desselben Problems zu verhindern? Welche Qualifikationen konnte er dadurch erlangen oder verfestigen? Wie gründlich war die Fehleranalyse? Aber auch: Wie authentisch ist ein Bewerber und wie gut ist er in der Lage, aus der Niederlage eine Erfolgsstory zu machen? Inwiefern konnte er persönlich an einer Krise wachsen? Solche Informationen sind spannend und bieten einen relevanten Einblick in ihren Charakter und ihre Art zu arbeiten.

Denken Sie also bei der Retrospektive über Misserfolge daran, ihr persönliches Wachstum zu erkennen und zu benennen.

Erkenntniszuwachs statt Fingerpointing

In all der Diskussion und den Trend, Scheitern und Misserfolge zuzulassen, ist allerdings auch eine Abgrenzung notwendig. Denn wenn aus Misserfolgen kein Erkenntniszuwachs resultiert, steht es nicht zum Besten. Erst die Umformung und Neubewertung einer Niederlage in persönliches Wachstum bringt uns wirklich weiter. Die Bereitschaft, sich aktiv mit dem eigenen Beitrag für eine Niederlage auseinander zu setzten, wird sich spürbar positiv auf Ihre Performance auswirken. Denn keinesfalls geht es dabei um ein Plädoyer für Bequemlichkeit, Ignoranz, schlechte Planung oder nachlässige Führung oder Projektleitung. Wer immer wieder sehr genau weiß, wer alles für das eigene Scheitern verantwortlich war, warum ein Projekt oder eine Tätigkeit gar nicht haben klappen können und wie widrig die Bedingungen waren, wird diese schwerlich als Karriere-Pluspunkt verwenden können – auch wenn er in einzelnen Aspekten recht haben mag. Das Benennen von Fehlentwicklungen ist das eine – aber Fingerpointing ist das andere. Die schlechte Software, der unfähige Chef, der schwierige Kunde, all das mag Realität sein, aber sie sollten Antreiber sein, selbst besser zu werden - einen Umgang damit zu finden oder eine Lösung. Sonst avanciert man zum ewigen Opfer, dessen Karriere unter besseren Bedingungen viel erfolgreicher hätte verlaufen können.

Verwechseln Sie also eine Reflexion von Misserfolg nicht mit Schuldzuweisungen und Entschuldigungen.

Wer dies beherzigt, kann aus einem Rückschlag gerade und gestärkt hervorkommen. Er muss nicht gleich eine „FuckupNight“ veranstalten, aber er kann überzeugend darlegen, was er daraus gelernt hat und warum ihn dieser Rückschlag erfolgreicher macht, als er ohne geworden wäre. Dann gilt das Zitat von Henri Ford: „Unsere Fehlschläge sind oft erfolgreicher als unsere Erfolge.“

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Bildquelle: Nutthaseth Van / Shutterstock

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