Karriere-Guide: The Adventures of Johnny Bunko

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28.07.14 14:25

Gerade habe ich es fertig gelesen: Das knackigste Buch zum Thema Karriereplanung, das die amerikanische Ratgeber-Literatur hervorgebracht hat. Es dauert nur 30 Minuten, es zu lesen und es macht richtig Spaß. Denn hier wird nicht der Zeigefinger gehoben, sondern es wird eine Geschichte erzählt. Die Geschichte von Johnny Bunko, einem frustrierten Angestellten, dem erst durch das Erscheinen einer – Achtung – Elfe die Augen geöffnet werden. Und das alles illustriert im Manga Style, also im Stil des japanischen Comics. Das klingt für den einen befremdlich und für den anderen unterhaltsam. Aber auf jeden Fall gilt: Es ist ein hervorragender Karriereratgeber, „der einzige, den Du wirklich brauchst“, wie im Untertitel zu lesen ist. Vielleicht stimmt es.

Aber worum geht es eigentlich? Der Autor, Daniel H. Pink, verdichtet die Erfahrungen von Johnny Bunko auf 6 Tipps, worauf man bei seiner Karriereplanung unbedingt achten sollte. Und ich kann jeden dieser 6 Tipps nur unterschreiben. Los geht’s:

1. Es gibt keinen Plan

Zu viele junge Leute, so Pink, nehmen erst mal einen Job an, um anschließend den „richtigen“ Job zu finden. Das Argument lautet dann: „Erst mal einen Job haben und sich dann mit einer gewissen Sicherheit weiter umsehen.“ oder „ Mit bestehendem Arbeitsverhältnis bewirbt es sich einfacher.“ Karrieretechnisch ein beliebter Fehler! Viel besser ist es, direkt eine echte Motivation für die Aufgabe, die Branche oder das Unternehmen mitzubringen. Denn nur mit echtem Engagement kommt auch der Erfolg. Allerdings, so lehrt die Realität, meistens doch aus völlig unerwarteter Richtung.

2. Konzentriere dich auf deine Stärken, nicht auf deine Schwächen

Das erinnert mich an meine Zeit in den USA, denn dort wird diese Herangehensweise schon in der Schule praktiziert. Ganz anders bei uns in Deutschland. Hier werden Schüler darauf getrimmt, Schwächen auszumerzen, Fünfen oder Sechsen zu vermeiden. Das Gute ist bestenfalls selbstverständlich, darüber redet keiner. Das führt dazu, dass sich viele später im Berufsleben ihrer Stärken gar nicht bewusst sind – eine fatale Entwicklung, denn nur wenn man seine Stärken gut kennt, kann man seine Karriere darauf aufbauen.

Johnny Bunko gewinnt in dem Buch einen Schwimmwettbewerb – erstens, weil er schwimmen kann und zweitens, weil er daran teilnimmt. Hätte er in derselben Zeit versucht, eine Schwäche zu bekämpfen, stünde er am Ende ohne Sieg und mit irgendeiner anderen mittelmäßigen Fähigkeit da – wie viele Berufstätige. Von einem amerikanischen Freund hörte ich einmal die folgende Story, die genau dazu passt: „Kennst Du das dünnste Buch über Karriereplanung?“ „Nein.“ „Es hat zwei Seiten. Auf Seite eins steht: Finde heraus, worin Du gut bist. Auf Seite zwei steht: Finde jemanden, der Dir dafür Geld gibt.“ Ich denke, hier können wir von der amerikanischen Mentalität viel lernen.

3. Es geht nicht um Dich

Das klingt zunächst altruistisch, aber so ist es nicht gemeint. Dan Pink sagt dazu: „The most successful people improve their own lives by improving others’ lives”. Das habe ich so ähnlich auch schon bei Dale Carnegie gelesen, der es so ausdrückt: „Du kannst in zwei Monaten mehr Freunde gewinnen, indem Du dich für andere Leute interessierst, als Du in zwei Jahren Leute dazu bringen wirst, sich für Dich zu interessieren.“ Gute Vertriebler und effektive Projektmanager haben genau das drauf: Sie versuchen, ihre Geschäftspartner zu verstehen, deren Perspektive einzunehmen. Denn nur dann können sie Probleme wirklich lösen und sie zusätzlich davon überzeugen, dass sie es beim nächsten Mal wieder können. Wer grundsätzlich so an seine beruflichen Aufgaben herangeht, wird langfristig erfolgreich sein. Apropos langfristig, hier kommen wir zu Tipp Nummer vier:

4. Beharrlichkeit übertrumpft Talent

So sehr wir uns auf unsere Stärken konzentrieren, niemand von uns ist in allem gut. Und vor allem: nicht sofort. Um nicht das so oft zitierte Beispiel des Radfahren Lernens bemühen zu müssen, sei an dieser Stelle auf Thomas A. Edison verwiesen, der gesagt hat: „I have not failed. I've just found 10.000 ways that won't work.” Erst danach konnte er die Glühbirne erfinden. Beharrlichkeit heißt aus meiner Sicht aber nicht nur es tausend- oder zehntausendmal zu versuchen. Es heißt auch, gute und nachhaltige Prozesse zu schaffen, die diese Beharrlichkeit überhaupt erst ermöglichen. Dazu gehört zum Beispiel Verbindlichkeit. Ist etwas schief gelaufen, so muss ich als Anbieter versuchen, es beim nächsten Mal besser zu machen. Da brauche ich dann keine Originalität, sondern das Durchhaltevermögen es so lange zu versuchen, bis der Kunde oder der Arbeitgeber zufrieden ist. Ein vielleicht altmodisches, aber sehr treffendes Wort hierfür ist Disziplin. Ich persönlich habe immer besonders gern mit disziplinierten Menschen zusammen gearbeitet und ich glaube, so geht es den meisten von uns. Wer das kann, beherrscht vermutlich auch die 5., sehr schwierige von Dan Pink geforderte Lektion:

5. Mache exzellente Fehler

Nur was sind exzellente Fehler? Solche, die zu schnellen Lernerfolgen führen und nicht zu viel kosten. Dazu passt auch das PIXAR-Motto „Fail early, fail often – it’s the only way to learn!” Der zweite und vierte Tipp passen gut zu den weiteren Voraussetzungen für exzellente Fehler: Kenne Deine Stärken, sei beharrlich und diszipliniert. Oder wie der Adidas Chef Herbert Heiner in einem in der WirtschaftsWoche abgedruckten Zitat sagt: „Ich habe für Dingolfing und Landshut in der Amateurliga gespielt. Da waren Fußballer, die deutlich talentierter waren als ich. Aber ich habe trainiert wie ein Ochse und bin zweimal Torschützenkönig geworden. Ohne Training kein Erfolg – das gilt auch im Geschäftsleben: an den Dingen arbeiten, die noch nicht laufen. Versuchen, sich und andere zu verbessern und weiterzutreiben.“

6. Hinterlasse einen Eindruck

Dieser sechste und letzte Tipp ist schwer ins Deutsche zu übersetzen, im Original heißt es: „Leave an imprint“. Es ist also nicht der berühmt-berüchtigte „gute Eindruck“  gemeint, den unsere Mütter mit sauberen Fingernägeln und gutem Benehmen herbeiführen wollten (wiewohl auch das natürlich durchaus nützlich ist), sondern eine Prägung unseres Handelns – eine Marke, die wir hinterlassen. Die kann natürlich ganz unterschiedlich sein und muss zu uns passen. Nicht jeder kann eine Glühbirne erfinden. Für mich heißt das zum Beispiel: Sei ein Vorgesetzter, von dem die Mitarbeiter am Ende sagen, sie haben viel gelernt. Es kann ein Produkt sein, eine Haltung, ein Gefühl oder eine Idee. Stellen wir uns vor, am Ende unserer Karriere gäbe es einen Karrieregrabstein. Was soll darauf stehen? Wer diese Fragen stets vor Augen hat, trägt schon viel dazu bei, dass der Grabstein nicht schon am Anfang seiner Karriere aufgestellt werden muss sondern am Schluss. Wo er hingehört.

Ich werde dieses Büchlein nicht zum letzten Mal gelesen haben. Stattdessen werde ich es immer mal wieder herausholen. Sollte es Ihnen zufällig gerade so gehen: Lesen Sie das Buch. Oder bewerben Sie sich bei der top itservices AG. Oder am besten beides.

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