Jobsicherheit 2.0.

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29.08.14 11:56

Sicherheit gilt bei den meisten deutschen Arbeitnehmern als das wichtigste Gut in ihrem Arbeitsleben. Der exzellente Abschluss für den sicheren Berufseinstieg, der lückenlose Lebenslauf für die sichere Zusage nach dem Jobinterview und die sichere Stelle bei einem namenhaften Unternehmen. Das sind die Säulen für ein Streben nach der höchstmöglichen Jobsicherheit. Die jährlich stattfindende Gallup Studie unterstreicht diese Wahrnehmung: Die Deutschen sind so zufrieden wie nie zuvor im Job, denn nie zuvor war ihr Job sicherer. Wie sehr diese Erkenntnisse zutreffen, zeigt auch eine Studie aus dem Hause Towers Watson von 2012, denn wo bei Arbeitgebern anderer Länder ganz klar das Gehalt die wichtigste Rolle für die Motivation bei der Arbeit spielt, ist es bei den Deutschen wohl was? Genau, die Sicherheit des Arbeitsplatzes.

Doch hier kommt das Problem: Die absolute Jobsicherheit gibt es nicht. Kein Arbeitgeber stellt seine Angestellten auf Lebenszeit an und selbst die sichersten Arbeitsplätze sind nicht vor Sparmaßnahmen in Wirtschaftskrisen gefeit.  Aber auch viele große IT-Unternehmen bauen Festangestellte zu Hunderten ab. Eigentlich ein Paradoxon in Zeiten von Fachkräftemangel mit über 30.000 offenen IT-Stellen. Die Erklärung: Der Markt ist der eigentliche Arbeitgeber, auf den man sich verlassen kann. Einzelunternehmen kommen, wachsen, schrumpfen oder verschwinden sogar ganz.

Gibt es ein Geheimrezept das jeder Krise trotzt? Gibt es einen Schlüssel, der noch wichtiger für die eigene Karriere ist, als die bestgestellte Position in dem renommiertesten Unternehmen? Ich sage ja! Nach über 15 Jahren in Führungspositionen und gerade heute als Vorstand der top itservices AG bin ich mit so vielen Experten und ihren Lebensläufen in Kontakt gekommen, dass ich ein deutliches Muster der Jobsicherheit 2.0 erkennen konnte. Denn die wirkliche und einzige Jobsicherheit ist die, die man sich selbst aufbaut, ein Leben lang.

Es geht darum, eine langfristige Karrierestrategie entlang des eigenen Kompetenzprofils zu entwickeln. Dafür sind drei Punkte ganz besonders wichtig: Kompetenz, Passion und der Markt. Denn es nützt nichts, der Beste in seinem Fach zu sein, oder eine wahnsinnige Leidenschaft für einen Beruf zu entwickeln, wenn es einfach keine Kunden und Käufer in diesem Marktsegment mehr gibt. Genauso wenig nützt es, in der allgemeinen Goldgräberstimmung eines aufstrebenden Marktes die Pike in die Hand zu nehmen, wenn man nicht den blassesten Schimmer hat worauf man sich einlässt. Erst wenn alle drei Zutaten zusammen kommen, also eine stark entwickelte Kompetenz in einem Fach, die Leidenschaft diese hartnäckig umzusetzen und die Fähigkeit, einen wachsenden Markt auch zu nutzen, kann man von einer sicheren Karrierestrategie sprechen.

Allerdings gibt es einen weiteren sehr wichtigen Punkt, den ich die N+1-Strategie nenne. Das heißt, dass man sich vor jedem Karriereschritt vergegenwärtigen sollte, was der darauf folgende Schritt wäre. Dabei spielt die persönliche Lern- und Kompetenzentwicklung die entscheidende Rolle. Also die Frage: Welche neue Aufgaben bringen mich weiter? Denn nur durch neue Aufgaben und herausfordernde Positionen können Sie neue Kompetenzen entwickeln und so den eigenen Marktwert steigern. Dabei geht es nicht so sehr darum, wie man am schnellsten die Karriereleiter emporsteigen kann, sondern dass man für sich Chancen erkennt und im richtigen Moment ergreift. Chancen erkennt man für sich am besten, wenn man für die Sache und das Unternehmen, in das man sich einbringt wirklich brennt. Der amerikanische Bestseller Autor Dan Pink unterscheidet hier zwischen instrumentellen und fundamentalen Motivatoren. Instrumentell motiviert sind Karrieristen, denen es nur um die Beförderung als Mittel zum Zweck geht. Fundamental motiviert sind hingegen die Menschen, die sich wirklich ”committen”, die einen längeren Weg zum Ziel in Kauf zu nehmen bereit sind und bei denen zusätzlich der übernächste Schritt durch den Wechsel profitieren wird.

Jobsicherheit 2.0 bedeutet also, sich seinen eigenen Karriereweg aufzubauen. Wenn Sie für sich einen Wirkungskreis geschaffen haben, in dem Sie durch ständige Weiterentwicklung und motivierende Ziele vor Augen voran gehen, kann man schon fast von einer Karriereautobahn sprechen. Mit einem eigenen starken Kompetenzprofil und einem stetig wachsenden Erfahrungsschatz sind Sie zwar nicht immun gegen Rückschläge, aber Sie sind derart gut gewappnet, dass Sie sich schnell zu helfen wissen. Diese Sicherheit zählt zu den wertvollsten Errungenschaften auf dem Arbeitsmarkt.

Der Weg ist das Ziel - enjoy the ride.

Bildnachweis: Vicky SP/Shutterstock

Topics: Karriere

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