Im Team innovativ denken und klar entscheiden: Die sechs Hüte

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08.03.16 11:17

Vor ein paar Jahren saß ich in einem wunderschönen Seminarhotel an der Ruhr und wollte nach 20 Minuten wieder gehen. Thema des Seminars war das Erlernen der „Sechs-Hüte-Methode“ nach Edward de Bono, auch „Sechsfarben-Denken“ oder „Sechs Denkhüte“ genannt. Ich möchte Ihnen dieses Prinzip und das zugrundeliegende Buch deshalb vorstellen, weil ich gerade derzeit immer wieder an diesen Klassiker erinnert werde. Denn der Anspruch, dass Teams innovativ sein sollen, ist allgegenwärtig und viele zum Teil sehr spannende Methoden kreativen Denkens schießen aus dem Boden. Was alle eint ist die Idee, dass Teams im digitalen Zeitalter hochgradig innovativ, schnell und effizient arbeiten sollen. Die Sechs-Hüte-Methode hilft dabei. In dem besagten Seminar wurde uns die Methode zunächst vorgestellt und ich fand es einfach. „Gut, habe ich begriffen, next…“ dachte ich. Zum Glück ging das nicht und so habe ich eines der spannendsten Seminare überhaupt erlebt. Weil das Konzept zwar einfach, die Umsetzung aber durchaus anspruchsvoll ist.

Mit diesem Beitrag lade ich Sie ein, sich selbst einmal mit der Umsetzung zu befassen. Als Leiter einer Arbeitsgruppe, Abteilungsleiter oder einfach für sich persönlich. Hier geht es zum entsprechenden Buch.

Denken macht konfus

Die Sechs-Hüte-Methode nach de Bono begegnet dem Dilemma, dass wir uns zwar stets Mühe geben, klar zu denken und so zu neuen Erkenntnissen zu gelangen, dabei aber leider auf zwei Probleme stoßen: Zum einen verwenden manche Menschen das Denken hauptsächlich dazu, ihr Ego zu stärken und zu zeigen, wie klug sie sind. Und zum anderen macht Denken bisweilen konfus, denn wir versuchen ständig, im Kopf mit Informationen, Gefühlen, Logik und Kreativität zu jonglieren. Mit Hilfe der Sechs-Hüte-Methode können Sie sich und Ihr Team auf einzelne Denkfacetten konzentrieren. De Bono sagt dazu im Buch: „Der größte Feind des Denkens ist die Komplexität, denn sie führt zur Konfusion. Wenn Denken klar und einfach ist, macht es mehr Spaß und ist effektiver.“

Der Witz (und die Herausforderung) dieser Methode ist es, innerhalb eines Meetings oder Projektablaufs die Denkperspektive zu wechseln.

Hier lesen Sie, was sich hinter den sechs Hüten verbirgt:

Der weiße Hut

Er ist sachlich und betrachtet nur Zahlen und Tatsachen. Als Nicht-Farbe steht er für einen neutralen Geisteszustand und ähnelt der Art, wie ein Computer denkt: Er liefert Fakten, aber keine Meinungen. Wenn Sie es ganz genau wissen wollen (und die Sechs-Hüte-Methode in Ihrem Team bereits bekannt ist), fragen Sie zum Beispiel: „Wenn Sie den weißen Hut aufsetzen, was denken Sie, wie wir die Kosten in unserer Abteilung senken könnten?“ Achtung: Wenn Sie das Denken mit dem weißen Hut üben wollen, beachten Sie den Unterschied zwischen vermuteten und erwiesenen Tatsachen.

Der rote Hut

Mit dem roten Hut dürfen Sie Intuition ausdrücken, ohne weitere Erklärung oder Rechtfertigung dafür. Er ist der Gegenpol zum weißen Hut. Rot ist die Farbe für Gefühle und akzeptiert diese als Teil jeden Denkprozesses. Wer den roten Hut aufhat, kann zum Beispiel äußern: „Ich weiß nicht warum, aber mir gefällt der Projektverlauf so einfach nicht.“ Da solche Gefühle den konstruktiven Denkprozess erheblich bremsen können, wenn sie nur im Hintergrund ablaufen, ist es ungemein effektiv, sie zu äußern.

Der schwarze Hut

Er steht für Vorsicht und hält nach möglichen Gefahren und Hindernissen Ausschau. Er ist dann wichtig, wenn zum Beispiel entschieden werden muss, ob ein Projekt überhaupt weitergeführt werden soll. Der schwarze Hut ist Grundlage der mehrheitlich geteilten Idee westlichen Denkens, er ist immer logisch und kann ergründen, warum etwas nicht funktioniert. So bewahrt er vor Fehlern und Irrtümern. Wer wissen möchte, ob die Strategie noch zum Leitbild des Unternehmens passt oder ob die nötigen Ressourcen überhaupt zur Verfügung stehen, befragt den Träger des schwarzen Hutes oder setzt ihn sich selbst auf. So wichtig der schwarze Hut ist – meiner Meinung nach ist er die Ursache dafür, dass Deutschland bezüglich Innovationskraft zurückliegt. Er muss sparsam verwendet werden.

Der gelbe Hut

Der gelbe Hut ist optimistisch und sucht nach positivem Nutzen. Denken mit dem sonnigen gelben Hut bildet den Ausgleich für das Denken mit dem schwarzen Hut. Mit dem gelben Hut wird ein Plan oder eine Idee grundsätzlich positiv bewertet, und zwar entweder auf Grund sachlogischer Argumente oder auf Grund von Visionen und Träumen – beides ist mit dem gelben Hut erlaubt. Der gelbe Hut ist für innovative Prozesse höchst wichtig. Ich jedenfalls erinnere mich kaum an ein vermeintlich kreatives Meeting, das nicht von einem Bedenkenträger ausgebremst wurde. In so einem Fall hilft es, ihm den gelben Hut aufzusetzen oder einen Träger des gelben Hutes gezielt zu Wort kommen zu lassen. Ich finde es erstaunlich, wie schwer das oft fällt. Viele sind es einfach gewohnt, mit dem schwarzen Hut auf dem Kopf zu denken und zu bewerten. Daher ist es für manch einen eine echte Anstrengung, einer Idee zunächst einmal etwas Positives abzugewinnen. Neue Kreativtechniken wie zum Beispiel Design Thinking setzen dabei voll auf den gelben Hut. Meiner Meinung nach herrscht hier in Deutschland der größte Nachholbedarf, innovative Geschäftsideen sind auf „Gelbe-Hut-Träger“ angewiesen!

Der grüne Hut

Grün ist die Farbe des Wachstums und steht für Kreativität.  Hat der schwarze Hut seine Bedenken vorgetragen, denkt sich der Träger des grünen Hutes Alternativen aus und sucht nach Lösungen. Bisweilen werden Träger des grünen Hutes als Querulanten wahrgenommen, denn es ist ihre Mission, Denkmuster zu durchbrechen, was auch als Provokation empfunden werden kann. Wer in seiner Stellenanzeige schreibt, er suche einen „Querdenker“, der meint so jemanden. Oft habe ich aber schon die Erfahrung gemacht, dass der Querdenker, ist er erst einmal im beruflichen Umfeld in Aktion, gar nicht mehr so wohl gelitten ist. Das ist schade, denn auch ohne den grünen Hut würden wir unser Business oder auch nur unseren Aufgabenbereich nicht weiter entwickeln können. Der gelbe und der grüne Hut verstehen sich prächtig miteinander.

Der blaue Hut

Dieser Hut, blau wie der Himmel und wenig emotional, steht für Autorität. Der Leiter eines Teams trägt ihn oder der Moderator eines Meetings. Der blaue Hut hat die Aufgabe, Thema und Fokus zu bestimmen und für die Einhaltung der Spielregeln zu sorgen. Man kann den blauen Hut einsetzen, um am Anfang des Meetings Ziele zu definieren. Er hilft auch, Denkprozesse zu strukturieren, einen Ablaufplan zu erstellen und zu entscheiden, wie die anderen Hüte eingesetzt werden sollen. Ohne den disziplinierten blauen Hut geht es nicht. Vor Allem können ohne ihn keine Entscheidungen getroffen werden. Ich kann mich an mehrere Meetings erinnern, in denen die kreativen Köpfe vom Hütchen zum Stöckchen kamen mit den tollsten Visionen und die schwarzen Hüte eine Idee nach der anderen zerlegten – am Ende ganz ohne Ergebnis. Was fehlte, war eben der blaue Hut.

Das Seminar, von dem ich eingangs erzählte, hat uns alle mächtig gefordert. Denn jeder von uns Teilnehmern war aufgefordert, wechselseitig den jeweiligen Hut aufzusetzen und so Aufgaben zu lösen. Das ist deshalb so schwer, weil wir ja alle einen Lieblingshut haben. Oft ohne zu merken, dass der schon ganz schön zerknautscht ist und hinten auch schon recht speckig. Das wäre nicht der Fall, wenn man den Hut immer mal wechselte. Viel Spaß dabei!
Bildquelle: Feel Free / Shutterstock

Topics: KarriereManagementNeue Arbeitswelt

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