Gekommen, um zu gehen: Interim Manager

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20.05.19 16:12

„Ich überlege, zu kündigen und so ein Retter in der Not zu werden“, erzählte mir ein Bekannter neulich. Nein, er plant keine Karriere als Feuerwehrmann oder Polizist. Er überlegt, als Interim Manager durchzustarten. Als Manager auf Zeit oder Führungskraft im Feuerwehreinsatz. Interim Manager werden geholt, wenn Not am Mann ist, z.B. bei Digitalisierungsprojekten. Ist ihre Aufgabe erledigt, gehen sie ohne Wenn und Aber. 

Mit einem Manager auf Zeit kaufen Unternehmen für verschiedenste Situationen Expertise und Erfahrung ein, die sie selbst nicht haben. Entweder, weil sie diese Expertise im Unternehmensalltag nicht benötigen oder weil sie kurzfristig eine Führungsposition neu besetzen müssen. Die Einsätze reichen von der Projektleitung für die Planung eines Gebäudes bis zur Begleitung und Umsetzung von Digitalisierungsprozessen. Ich sehe viele Vorteile für Unternehmen: Interim Manager sind keine Konkurrenz für andere Führungskräfte, sie müssen keine internen Seilschaften bilden und pflegen. Sie können also auch mit harter Hand durchgreifen, weil sie niemandem im Unternehmen verpflichtet sind, sondern lediglich der Aufgabe.

Flexible Spezialisten sind gefragt wie nie

Wenn Unternehmen einen Manager auf Zeit suchen, ist es wichtig, dass die Person zur Aufgabe passt. Mit einem komplizierten Knochenbruch, gehen Sie ja auch erstmal zum chirurgischen Spezialisten. Ist alles wieder auf dem Weg der Heilung, übernimmt der Hausarzt die Nachsorge. Interim Manager sind hoch spezialisierte Einsatzkräfte, die innerhalb kürzester Zeit wichtige Entscheidungen treffen und hohem Erwartungsdruck ausgesetzt sind. Dafür sind sie in Deutschland so gefragt wie nie. Für 2018 zählt die Dachgesellschaft Deutsches Interim Management 9.750 Tätige in diesem Trendberuf. Parallel steigt die Anzahl der Aufträge im Projektmarkt. Das Change-Management im Digitalisierungsprozess ist ein typisches Beispiel: Es muss nur einmal alles umstrukturiert und implementiert werden. Ist die grundlegende Digitalisierung abgeschlossen, übernehmen die Angestellten. Der Projektmanager wird nicht länger gebraucht. Ein Festangestellter müsste neue Aufgaben bekommen, ein Interim Manager hingegen verlässt das Unternehmen ohne Abfindung oder Umschulung. Ist der letzte Tag gekommen, verabschieden sich die Interim Manager ganz unkompliziert in eine Pause, in der sie sich weiterbilden und ihr Netzwerk pflegen, bevor sie das nächste Projekt in Angriff nehmen.

Das müssen Sie als Interim Manager mitbringen

Die Anforderungen an die Manager auf Zeit sind hoch. Effektivität und Führungskompetenz stehen ganz oben auf der Liste. Außerdem Flexibilität, konsequente Ziel- und Ergebnisorientierung, eine überdurchschnittlich hohe Sozialkompetenz sowie eine ausgeprägte Kommunikationsfähigkeit. Zu den Anforderungen gehört auch die Fähigkeit, sich schnell in neue Situationen einzuarbeiten. Mein Bekannter ist so jemand. Gleichzeitig ist er ständig auf der Suche nach neuen Herausforderungen. Der bequeme Sessel für Frühstücksdirektoren ist ihm ein Gräuel. Schnell wird ihm langweilig und Erfolg ist für ihn nie ein Ergebnis, sondern immer ein Startpunkt für etwas Neues.

Manager auf Zeit blicken in der Regel auf viel Führungserfahrung zurück, sind zwischen 40 und 60 Jahren alt und wollen wirklich etwas bewegen. Denn anders als ein Unternehmensberater übernehmen Interim Manager auch unternehmerische Verantwortung und geben nicht bloß Empfehlungen ab. Gerade das macht diesen Job aus meiner Sicht aber auch so interessant. Nicht geeignet für Interim Management sind nach meiner Erfahrung solche Manager, denen langfristige Zugehörigkeit wichtig ist. Mein Bekannter zum Beispiel ist niemand, der noch nach 15 Jahren mit den Ex-Kollegen in Kontakt steht. Er trennt Arbeit und Privatleben und benötigt zwar ein interessantes, aber nicht notwendigerweise freundschaftliches Arbeitsumfeld.

Das müssen Sie beim Einsatz von Interim Managern beachten

Der Einsatz von Interim Managern kostet eine Menge Geld. Denn die Unsicherheit, wann welcher Auftrag ruft, lassen sich die erfahrenen Kräfte (zu Recht) gut von ihren Vermittlern bezahlen. Prüfen Sie daher, welche Ergebnisse ein Kandidat in vorherigen Einsätzen erzielt hat. Und apropos Ergebnisse: In meiner Erfahrung scheitern Interim-Einsätze nicht selten an einer unklaren Zieldefinition. „SAP-Einführung“, „Digitale Transformation“, „Erstellung eines Data Warehouse“, „Neuausrichtung der IT-Abteilung“ – solche und ähnliche Aufträge bedürfen einer genauen Spezifizierung. Welches Ergebnis soll erzielt werden? Welche Mittel stehen zur Verfügung? Wie genau ist der Status Quo? Welche Zwischenziele gibt es? In dem Zusammenhang sollten Sie darauf achten, sich rechtzeitig für einen Interim Manager zu entscheiden. Wenn es nicht gerade aus der Not heraus geschieht - etwa ein unerwartetes und plötzliches Ausscheiden eines Managers – sollte ein Interim Manager nicht erst geholt werden, wenn es bereits brennt. Denn so erfahren er sein mag, zaubern kann er nicht. Darüber hinaus ist es wichtig, auch bei Interim Managern den Cultural Fit zu prüfen. In welchen Firmenkulturen war der Kandidat bisher erfolgreich? Warum? Wie viel Entscheidungsfreiraum braucht er und wie viel Struktur? Auch hier lohnt ein genauer Blick, respektive ein gutes Auswahlverfahren. Und zuletzt ist – wie natürlich auch bei Festanstellungen, sein Handlungsrahmen zu definieren. Welche Befugnisse hat der Interim Manager und mit wem muss er sich abstimmen? Wenn all dies konkret geklärt und nachvollziehbar kommuniziert ist, sind Interimeinsätze oft sehr erfolgreich! Übrigens: Dem Bekannten habe ich zugeraten. Ich bin gespannt, was er alles erreichen und umsetzen wird!

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Bildquelle: EugeniuNovac / Shutterstock

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