So lernen Sie Führung im Schnelldurchlauf

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03.02.17 13:40

Brian Chesky ist 33 Jahre alt. Er leitet eine Firma, deren Produkt von rund 40 Millionen Menschen weltweit genutzt wird, der Marktwert seines Unternehmens beträgt mehr als 25 Milliarden Dollar. Die Rede ist von Airbnb. Ich möchte mit Ihnen heute etwas teilen, das Chesky einem Fortune-Journalisten erzählte: Seine Idee von Führung. Klassischerweise ist es ja so, dass man, um der Leiter eines so großen Unternehmens zu werden, jahre- oder jahrzehntelang an seiner Karriere feilen muss. Man beweist mehrfach, dass man fachlich gut drauf ist. Man wird gefördert und gefordert, besucht Seminare, hat Fürsprecher, Ratgeber und erhält Feedback. Chesky hingegen war ein seit einiger Zeit arbeitssuchender Absolvent einer Kunstakademie, bevor er CEO eines Weltkonzerns wurde. Übrigens wurde er außerdem vom Time Magazine in der Liste der 100 einflussreichsten Menschen in 2015 aufgeführt.

Kurs nach vorn

Der Journalist befragte Brian Chesky in dem Gespräch zu seiner Karriere und dazu, wie er so schnell ein so erfolgreicher CEO werden konnte. Und besonders spannend fand ich seine Antwort auf die Frage nach seinem Führungsstil. Statt mit bekannten Buzzwords um sich zu werfen schilderte Chesky die folgende Analogie: Airbnb sei mit einem Schiff zu vergleichen. Er selbst als Kapitän habe nur zwei Aufgaben: Zum einen, unterhalb der Wasseroberfläche sicherzustellen, dass die Lecks repariert werden, damit kein Wasser hineinkommt und das Schiff nicht sinkt. Die zweite Aufgabe ist, sich um einige wenige Themen zu kümmern, und zwar ausschließlich um die, für die er leidenschaftlich brennt. Themen, die das Unternehmen einzigartig machen, die Organisation gestalten und sie erfolgreich machen, wenn sie gut laufen – die also den Kurs des Schiffes vorwärts steuern. Für alle anderen unternehmerischen Themen gelte es, Führungskräfte zu ernennen und ihnen die volle Verantwortung dafür zu übertragen. Nur wenn es ein Leck gibt, sei er wieder gefragt.

Eine wie ich finde äußerst kluge Führungsstrategie, denn sie bindet keine Ressourcen für etwas, was auch viele andere können. Die Welt ist voller hervorragender Controlling-, Marketing- oder IT-Experten. Stattdessen gibt sie Freiraum für das, was den CEO ausmacht. Für seine ganz eigene Kreativität, sein strategisches Talent und seine Gestaltungskraft. Ich kenne kaum eine Führungskraft, die nicht davon träumt, so arbeiten zu können. Dabei ist sich Chesky seiner Verantwortung, das Schiff nicht sinken zu lassen, bewusst.

Zeit für Strategie

Man muss zugeben, dass zu so einem Führungsansatz auch ein gehöriges Quäntchen Glück gehört. Nicht jede Führungskraft ist in der Position, sich mit großartigen Experten zu umgeben und allein das führt natürlich auch nicht dazu, einen Milliarden-Coup zu landen. Aber: Ich finde, diesen Ansatz anzustreben ist das Gebot moderner Führung. In vielen Konzernen sieht es nämlich ganz anders aus. Wenn ich Führungskräfte frage, was sie selbst gern ändern würden, ist die Antwort nahezu flächendeckend: Sich mehr Zeit für Strategie nehmen. Stattdessen sind sie oft gefangen im operativen Tagesgeschäft genau der Themen, für die sie eigentlich teuer bezahlte Manager an Bord haben. Die ihrerseits häufig frustriert sind, weil sie nicht so viel Verantwortung haben, wie sie tragen könnten.

Grundsätze für die Entfaltung individueller Begabungen

Auch das erkannte Shackleton bereits vor hundert Jahren: Die größten Begabungen und Talente im Team nützen nichts, wenn nicht jeder einzelne seine Fähigkeiten auch entfaltet. Und das tut der Mensch, wenn er sich wohl fühlt. Nun ist das in Krisensituationen nicht immer gegeben, zum Beispiel feststeckend in der Antarktis oder auch in einem Unternehmen, das Kosten einsparen muss. Dennoch kann man auf ein paar Dinge achten, so wie Shackleton: Zum Beispiel gab er seiner Crew ständig Rückmeldungen darüber, ob er zufrieden mit ihrer Arbeit war oder nicht und wenn nicht, warum nicht. Heute heißt das Feedback und nicht umsonst ist es fester Bestandteil fast aller Führungsseminare. Gleichermaßen lobte er einzelne Mitglieder, wann immer es ihm möglich war. Und ebenso wie er ranghohen, gebildeten Crew-Mitgliedern von Zeit zu Zeit einfache Arbeiten übertrug, so ließ er auch einfache Bootsleute herausfordernde und wichtige Arbeiten verrichten. Er gab jedem das Gefühl, dass sein Beitrag unverzichtbar war (und das war ja auch so, ebenso, wie es das heute in jedem Unternehmen ist). Insgesamt ist über Shackleton einheitlich überliefert, dass er der menschlichen Komponente in der Zusammenarbeit stets einen sehr großen Stellenwert einräumte. Dabei war er äußerst tolerant. Er kannte die Stärken und Schwächen seiner Crew genau und passte seine Erwartungen entsprechend an. Nie urteilte er über Persönlichkeitsmerkmale, stattdessen kümmerte er sich um seine Leute, wenn er das Gefühl hatte, dass sie es brauchten. Das klingt ein bisschen nach Kuschelkultur, wovon die Gesamtsituation aber ja weit entfernt war. Klar ist: Eine Führungskraft, die ihre Mitarbeiter kennt, nicht verurteilt, so weit als möglich für ihr Wohlergehen sorgt und dabei transparent und nachvollziehbar Feedback gibt, kann mit besseren Arbeitsergebnissen rechnen. So einfach kann das sein.

Fokus und Neugierde

Kommen wir zurück zu Chesky. Welche Eigenschaften bringt diese Ausnahmeführungskraft mit, um dermaßen erfolgreich zu werden und zu bleiben? Fragt man Menschen, die ihn kennen, erhält man diese Antwort: „Intensität, Fokus und ausgesprochen große Neugier.“ Fragt man ihn selbst, wie er sich zu dieser Leistung befähigt, antwortet er: „Durch das Aufsuchen und Befragen der richtigen Quellen.“ Damit meint er, dass er statt umfangreicher Studien und langwierigem Abwägen von Risiken und Möglichkeiten diejenigen befragt, die es am besten können. Sein Führungsmodell zum Beispiel hat er nicht selbst entwickelt, sondern er hat es sich erzählen lassen von George Tenet, einem ehemaligen Director der CIA. Er wollte von ihm wissen, wie man ein dermaßen großes Team führen und gleichzeitig Chef einer so sensiblen Organisation wie dem CIA sein kann, die Schiffstheorie war die Antwort.

Kommen wir zurück zu Chesky. Welche Eigenschaften bringt diese Ausnahmeführungskraft mit, um dermaßen erfolgreich zu werden und zu bleiben? Fragt man Menschen, die ihn kennen, erhält man diese Antwort: „Intensität, Fokus und ausgesprochen große Neugier.“ Fragt man ihn selbst, wie er sich zu dieser Leistung befähigt, antwortet er: „Durch das Aufsuchen und Befragen der richtigen Quellen.“ Damit meint er, dass er statt umfangreicher Studien und langwierigem Abwägen von Risiken und Möglichkeiten diejenigen befragt, die es am besten können. Sein Führungsmodell zum Beispiel hat er nicht selbst entwickelt, sondern er hat es sich erzählen lassen von George Tenet, einem ehemaligen Director der CIA. Er wollte von ihm wissen, wie man ein dermaßen großes Team führen und gleichzeitig Chef einer so sensiblen Organisation wie dem CIA sein kann, die Schiffstheorie war die Antwort.

Wichtiges in der Tiefe durchdenken

Bei einer anderen Gelegenheit traf er Warren Buffet. Er wollte mit ihm über dessen Jahreshauptversammlung sprechen. Nach über vier Stunden ging er aber mit einer ganz anderen Anregung aus dem Meeting heraus. Buffet hatte ihm - ganz nebenbei - erzählt, wie er sich vor störendem Lärm und vor Informationsflut schützt. Nämlich dadurch, dass er sich tagsüber schlicht nicht mit Medien umgibt, sondern Bücher liest. Pro Tag erlaubt er sich maximal ein Business Meeting, die restliche Zeit informiert er sich über für ihn wichtige Themen und durchdenkt sie in der Tiefe. Chesky war begeistert und diktierte noch am Flughafen einen entsprechenden Bericht an seine Mitarbeiter, um diesen Gedanken bloß nicht wieder zu vergessen.

Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber mich haben diese Aspekte schon beim Lesen über Chesky inspiriert. Ich hatte sofort das Gefühl, dass Chesky über Führung und Management mit seinen 33 Jahren mehr gelernt hat, als viele Führungskräfte in ihrem ganzen Leben. Ich persönlich nehme jedenfalls viel mit. Zusammenfassend das:

  • Kümmere Dich um Deine Ideen und um die Strategien, die Dich begeistern und die Dein Unternehmen nach vorne bringen
  • Übertrage für alle anderen Themen die Verantwortung an Deine Führungskräfte
  • Übernimm Verantwortung für Probleme und Krisen und sorge dafür, dass sie gelöst werden
  • Sei fokussiert und neugierig
  • Befrage Experten
  • Konzentriere Dich auf die wichtigen Dinge in der Tiefe, die ihnen gebührt

Übrigens: Wir sind - wie Airbnb - schnell wachsend und erfolgreich. Und laut dem Karriereportal Glassdoor zählen wir zu den besten Karriereförderern! (Weitere Informationen darüber lesen Sie hier in der Wirtschaftswoche.) Die top itservices AG vermittelt IT-Spezialisten als Freelancer und in Festanstellung. Auf Grund des starken Wachstums suchen wir auch intern Top-Fachkräfte aus den Bereichen Business Development, Recruiting und Vertrieb.

 

Bildquelle: cdrin / Shutterstock

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