Freelancer werden, so geht’s. Wie Sie Ihr Pferd satteln und aufsteigen.

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09.07.15 13:37

Wenn Sie diesen Beitrag lesen, haben Sie das wichtigste schon hinter sich: Sie haben sich vorgenommen, als freier Lanzenreiter (so die wörtliche Übersetzung von Freelancer) durch die Arbeitswelt zu reiten. Glückwunsch! Ein Modell, das für viele Berufsgruppen, aber auch Persönlichkeiten immer attraktiver wird. Die Vorteile liegen auf der Hand:

  • Individuelle Karrieremodelle: Gerade moderne Familienväter müssen oder wollen ihre Karriere oft auf sich schnell ändernde Rahmenbedingungen einstellen. Dafür ist eine Freelancer-Karriere besser geeignet, als die innerhalb eines Unternehmens. Eine Vier-Tage-Woche ist für Freelancer keine Ausnahme, aber sehr wohl in Konzernen.
  • Veränderung als Konzept: Change Management ist inzwischen ein etablierter Begriff. Häufig zielt er darauf ab, die Schwierigkeiten von Veränderungen zu meistern. Was dabei oft vergessen wird: Für manchen ist Veränderung ein Lebenselixier. Er braucht Abwechslung, um glücklich zu sein und zu bleiben.
  • Der Gestaltungsspielraum ist größer: Eine Freelancer-Karriere kann viel mehr unterschiedliche berufliche Aspekte miteinander vereinen. Je nach Lust und aktueller Interessenlage kann ein kleines oder ein großes, ein modernes oder ein traditionelles, ein schnelllebiges oder schwerfälliges Unternehmen ausgesucht werden.
  • Last but not least: Bei guter Qualifikation und Auslastung kann sehr gut verdient werden.  Da heute auch Großunternehmen kein Garant für Jobsicherheit sind, nehmen viele ihr Schicksal lieber selbst in die Hand.

So weit, so gut. Aber wenn es losgehen soll, stehen viele Freelancer vor einem Berg Unbekanntem, der oft bedrohlich erscheint. Hier gibt es die wichtigsten Tipps für den Start:

1. Das erste Projekt

Wider der Ansicht vieler Gründer, sie könnten erst anfangen, wenn alle Formalitäten geklärt sind, kann sofort losgelegt werden. In welcher Form auch immer die Freelancer-Karriere starten soll: Es ist grundsätzlich erlaubt, für einige Kredite und Zuschüsse sogar erwünscht, bereits vorher zu starten. Noch bevor der Businessplan geschrieben ist, können Sie Ihren ersten Auftrag suchen und beginnen, ihn zu bearbeiten. Wenn es irgend geht, sollten Sie das auch tun. Damit schlagen Sie mehrere Fliegen mit einer Klappe: Sie lernen, Sie sammeln Ihr erstes Referenzprojekt und Sie schaffen Vertrauen bei eventuellen Geldgebern.

2. Gewerbe anmelden (oder auch nicht)

In der Gründungsphase muss die Freiberuflichkeit beim Finanzamt angemeldet werden, spätestens einen Monat nach Aufnahme der Tätigkeit als Freelancer. Dabei ist oft nicht von vornherein klar, ob es sich um ein Gewerbe oder eine freiberufliche Tätigkeit handelt. Das Gesetz sagt dazu: „Die Freien Berufe haben im allgemeinen auf der Grundlage besonderer beruflicher Qualifikation oder schöpferischer Begabung die persönliche, eigenverantwortliche und fachlich unabhängige Erbringung von Dienstleistungen höherer Art im Interesse der Auftraggeber und der Allgemeinheit zum Inhalt.“ (§ 1 Abs. 2 S. 1 PartGG). Aha. Der Finanzbeamte weiß, wie er das jeweilige Business einzustufen hat. IT-ler werden oft als Freiberufler eingestuft und hier wiederum als freie Mitarbeiter, d.h. solche, die zwar ein Vertragsverhältnis haben, aber keine Arbeitnehmereigenschaft. Das ist aber von Fall zu Fall zu prüfen. Fragen Sie gleich zu Beginn Ihren Finanzbeamten oder – falls Sie dafür schon Budget haben – Ihren Steuerberater.

3. Versichern!

Eine der größten Veränderungen auf dem Weg zum Freelancer, ist die Kehrseite der Freiheit: Totale Verantwortung. Für alles, auch für die Absicherung. Viele Versicherer machen da allerdings mehr Angst, als notwendig, um ihre Produkte zu verkaufen. Im Wesentlichen sollten Sie von Anfang an folgende Versicherungen abschließen: Krankenversicherung und Altersvorsorge. Ob Sie eine Haftpflichtversicherung brauchen und wenn ja welche, hängt sehr von Ihrem Business ab. Allerdings ist zu bedenken: IT-Freiberufler sind in ihrer täglichen Arbeit einem Risiko ausgesetzt. Sie haften in der Regel unbegrenzt und mit ihrem gesamten Privatvermögen für von ihnen verschuldete Schäden. Das kann im Zweifel teuer werden, daher informieren Sie sich über Freelancer-Haftpflicht oder sogar spezielle IT-Haftpflichtversicherungen. Das war es für den Anfang aber auch schon.

4. Bankkonten

Ein  Freelancer muss selbst im Blick haben, wann er welche Steuern zu zahlen hat. Diese sind zu unterschiedlichen Zeitpunkten zu entrichten, niemals aber sofort. Während die Umsatzsteuer zunächst monatlich und später quartalsweise an das Finanzamt abzuführen ist, wird die Einkommenssteuer erst nach dem ersten Jahr fällig. Gleiches gilt gegebenenfalls für die Gewerbesteuer. Daher empfehlen sich mindestens zwei, besser drei Konten: Ein Konto sollte für die Einnahmen da sein. Das ist das, was Sie auf Ihren Rechnungen angeben. Ein weiteres  Konto ist für Ihre Umsatzsteuer, denn diese ist an das Finanzamt zurückzuzahlen, und zwar im Rahmen der so genannten Umsatzsteuervoranmeldung. Optimaler Weise haben Sie noch ein Überlaufkonto. Hieraus entrichten Sie zu gegebener Zeit Ihre Einkommenssteuer, überbrücken Ausfallzeiten oder investieren in Weiterbildung.

5. Buchhalten

In dem Fall, dass Sie schnell eigene Projekte durchführen, kommt der für viele lästige Teil: Buchhaltung. Es gibt zahlreiche unkomplizierte Buchhaltungssysteme für Freiberufler, die gleich die Umsatzsteuer herausrechnen und Zahlen für die jährliche Einkommenssteuererklärung ausspucken. Fragen Sie am besten Ihren Steuerberater, was er empfiehlt oder informieren Sie sich im Internet. Einen schönen Überblick gibt es zum Beispiel in der Gründerküche. Ein Tipp: Im ersten Jahr so viel wie möglich selbst machen, vielleicht sogar in Excel statt mit einem Buchhaltungsprogramm. Dann können Sie in den Folgejahren genau beurteilen, wie hoch der Aufwand für die Buchhaltung ist, wer das übernehmen kann und welche Fallstricke es eventuell gibt.

6. Zuschüsse beantragen

Eventuell erhalten Sie Zuschüsse. Sollten Sie sich aus der Arbeitslosigkeit heraus selbstständig machen, haben Sie eventuell die Chance auf einen Gründungszuschuss. Erkundigen Sie sich bei Ihrer zuständigen Agentur für Arbeit, ob das für Sie in Frage kommt. Auf jeden Fall können Sie einen Gründungskredit beantragen. Um zu beurteilen, ob und welcher sich eignet und Aussicht auf Erfolg hat, empfiehlt sich ein Gründungscoaching, das von freien Coaches, aber auch vielen Stiftungen oder der IHK angeboten wird.

7. Akquise und Netzwerk

Das Gewinnen immer neuer Auftraggeber zählt zu den größten Hürden im Kopf angehender Freelancer. Während der erste Kunde vielleicht bereits vorher in Sicht ist, fehlt es vielen am Vorstellungsvermögen, dauernd neue Aufträge zu erhalten. Damit das gewährleistet ist, müssen Sie von Anfang an Werbung für sich machen, und zwar auf ganz unterschiedliche Weise. Je nach Business empfiehlt sich regelmäßiges Posten von News und Aktuellem in den sozialen Netzwerken, das Beitreten von Freelance-Vermittlungs-Agenturen, eventuell ein eigenes Blog und natürlich persönliche Weiterempfehlungen, die man ruhig von seinen ersten Auftraggebern einfordern kann, wenn sie zufrieden waren. Ein für IT-ler oft schwieriges Unterfangen, da ihnen das „Trommeln“ nicht so liegt, aber eines, das man lernen kann. Am besten, Sie suchen sich schnell Gleichgesinnte. So können Sie sich austauschen und sich gegenseitig empfehlen, wenn Ihr Know-how sich ergänzt.

Wenn diese Hürden genommen sind, ist das Freelancer-Dasein eine spannende, flexible und abwechslungsreiche Berufsform. Wir bei der top itservices AG nehmen übrigens IT-Freelancern eine Menge ab. Wer bei uns als Freelancer arbeitet, muss sich um Akquise zum Beispiel nicht mehr kümmern, wir vermitteln ohne Ausfallzeiten in passende Einsätze. Wir übernehmen die Abrechnung und helfen bei allen Hürden und Fragen, die auftreten können. Das ist natürlich das Optimum: Frei, aber nicht allein.

Es gibt ein Sprichwort: „Wenn Wünsche Pferde wären, könnten Träumer reiten“.  Und eine Freelance-Karriere muss nun wahrlich kein Traum bleiben. In diesem Sinne: Viel Erfolg!

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PS: im  nächsten Beitrag für Freelancer geht es um das Thema Büro: Was brauche ich und wenn ja, wie viele.

Bildquelle: Shutterstock / T photography

Topics: Karriere

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