Das Bewerbungsgespräch

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23.06.14 14:20

– wie das Wort schon sagt

„Ich weiß nicht, was die von mir hören wollen.“ Wer so ins Bewerbungsgespräch geht, hat schon verloren. Das Bewerbungsgespräch ist ein Gespräch und ein Gespräch ist ein Wortwechsel mit wechselnden Rollen zwischen Zuhörer und Redner (Wikipedia).

Ein Bewerbungsgespräch ist kein Einstellungstest, selbst dann nicht, wenn er Testelemente enthält. Entscheidend für den Ausgang ist die Haltung, die der Bewerber zum Gespräch hat. Hier soll nämlich festgestellt werden: Passt das, was der Bewerber kann und die Art, wie er arbeitet mit den Anforderungen eines Jobs und der Kultur einer Firma zusammen? Nicht mehr und nicht weniger. Passt es nicht, ist die Einstellung des Mitarbeiters kein Erfolg, und zwar weder für das Unternehmen, noch für den Bewerber. Dann spricht man von einer klassischen Fehlbesetzung, und die will schließlich keiner sein. Daher ist das oberste Gebot im Bewerbungsgespräch:  Sich selbst treu bleiben, sich nicht verstellen. Wer dem Gesprächspartner nach dem Mund redet macht immer einen schwachen Eindruck. Die Frage, „Was wollen die hören?“ gilt gründlich aus dem Hinterkopf gestrichen. Authentisch sein ist das Gebot der Stunde.

Können reicht nicht

Natürlich gibt es trotzdem ein paar Regeln, um einen guten Eindruck zu hinterlassen. Denn mit Authentizität ist nicht gemeint, eventuellen Frust, Bedenken oder gar schlechte Laune zu transportieren. Dann verpasst man eventuell die Chance, als geeigneter Bewerber für sein Top Unternehmen zu arbeiten. Folgende Tipps helfen, positiv wahrgenommen zu werden:

  • Gehen Sie grundsätzlich vorbereitet ins Bewerbungsgespräch. Eine gute Vorbereitung beinhaltet zum einen die Auseinandersetzung mit dem Unternehmen und zum anderen die Auseinandersetzung mit sich selbst. Sie würden sich wundern, wie viele Bewerber ohne individuelle Fragen zum Interview erscheinen, nichts vorbereitet haben oder manchmal noch nicht einmal einen Block zum Mitschreiben dabei haben.  Für den Interviewer sind solche Gespräche sehr leicht, da extrem kurz.
  • Können reicht nicht. Sie müssen Ihr Können gekonnt kommunizieren, um weiter zu kommen. Das ist allerdings echte Arbeit an sich.
    Üben Sie zum Beispiel, Ihren Werdegang gut strukturiert und nach Themenschwerpunkten sortiert zu erzählen. Lassen Sie erfolgreiche berufliche Situationen Revue passieren und machen Sie sich Gedanken darüber, was Sie gut können und was Sie noch lernen wollen. Wichtiger als die Chronologie an sich ist es, die Erfolge zu beschreiben, die Ihr Gesprächspartner vom zukünftigen Stelleninhaber erwartet.  Übrigens ist das einfacher gesagt als getan. Ich treffe regelmäßig zahlreiche Profis, die ihr Business sehr gut beherrschen, aber nicht in der Lage sind, ihre eigene Kompetenz so zu beschreiben, dass es überzeugt. Dazu zählen CIOs genauso wie, ironischerweise, Vertriebsprofis, die zwar toll verkaufen können, aber in den eigenen Vorstellungsterminen schlecht performen.
    Es gibt zahlreiche Methoden zur Kompetenzdarstellung, die gut funktionieren. Mein Favorit ist eine Drei-Schritt-Summary B-A-A:
    • 1. BEFORE  Was war die Challenge in 2-3 Sätzen
    • 2. ACTION Was haben Sie unternommen in 5-7 Sätzen
    • 3. AFTER Was hat es gebracht – wieder kurz in 3-4 Sätzen.

Diese Darstellung erfordert tatsächlich gründliche Vorbereitung und ist nicht trivial. Aber Ihre Vorarbeit lohnt sich. Wenn Sie schnell Ihre Kompetenz effektiv und effizient darstellen können, haben Sie mehr Zeit, den Arbeitgeber in den Dialog zu ziehen. Sie können gezielte „Kompetenzfragen“ stellen. Das sind Fragen, die nur ein kompetenter Kandidat stellt, weil sich durch die Frage ein tieferes Verständnis der Herausforderung zeigt.  Ein passender Kandidat erfährt die wichtigsten ZDF (Zahlen, Daten, Fakten) der offenen Stelle, versteht die aktuellen Projekteziele und die bisherigen Aktivitäten.
Noch wichtiger: Es wird klar, wo genau die Lücke ist, die der neue Stelleninhaber ausfüllen soll.  Immer interessant ist die Frage, ob andere an der Aufgabe schon gescheitert sind und woran das gelegen haben könnte.

Ein gutes Interview hat einen ausgeglichenen Redeanteil. Denken Sie auch immer daran, dass Ihr Gesprächspartner die Stelle besetzen möchte. Daher sind auch folgende Fragen wichtig, um Augenhöhe herzustellen:

  • Was macht Sie als Arbeitgeber für mich interessant?
  • Wie sieht die Wachstumsstrategie des Unternehmens aus? Nur wenn es voran geht, kommen Sie auch weiter?
  • Wie sehen die ersten 100 Tage des Idealkandidaten aus? Wie das erste Jahr?

Basics für ein echtes Gespräch

Abschließend gibt es noch einige allgemeine Tipps, die leider häufig ignoriert werden.

  • Antworten Sie konkret auf die Fragen Ihrer Gesprächspartner, anstatt das, was Sie gern los werden möchten, bei der erstbesten Gelegenheit „auszuspucken“. Wenn Ihnen etwas wichtig ist, lenken Sie das Thema im Anschluss eines Dialogs darauf.
    Gold wert sind die Fragen „Wie meinen Sie das genau?“ oder „Können Sie mir dazu noch etwas mehr Details geben?“.  Allzu häufig wird vorschnell geantwortet, auch weil man ja nervös ist. Eine klärende Zusatzfrage verhindert Irrwege.
  • Seien Sie konkret. Wenn Sie in Überschriften verharren („Ich arbeite äußerst strukturiert“, „Ich halte mich für einen Teamplayer“) bleibt ein diffuses Gefühl zurück, das Ihre Gesprächspartner mit eigenen Interpretationen füllen werden. Unterfüttern Sie Ihre Antworten wann immer möglich mit konkreten Beispielen.
  • Vergegenwärtigen Sie sich, welche Sitzhaltung für Sie bequem und entspannt ist. Setzen Sie sich im Gespräch möglichst so hin. Achtung: Verschränkte Arme wirken verschreckt, eine allzu lässige Haltung wirkt arrogant. Am besten ist immer die Sitzhaltung, die Sie im anregenden Gespräch mit einem Freund einnehmen würden.
  • Fassen Sie sich kurz!  Kein Interviewer schätzt ellenlange Monologe.  Wenn Sie Ihre Antwort gegeben haben oder die B-A-A-Story geschildert haben, schließen Sie mit einer Abschlussfrage ab: „Sie hatten mich nach meiner Erfahrung in der Leitung von internationalen Großprojekten gefragt. Reicht Ihnen meine Darstellung des Pegasus-Projekts oder möchten Sie mehr über die Details erfahren?“
    Leider neigen wir alle dazu, unsere „Heldenstories“ sehr lang zu schildern. Schließlich finden wir uns ja Klasse. Unser Gesprächspartner hat allerdings nur ein Ziel: Er will erkennen, ob Sie sein Problem lösen können. Nur darauf kommt es an.

Der letzte Tipp ist der wichtigste: Versuchen Sie, sich auf das Gespräch zu freuen. Egal wie es ausgeht, Sie werden etwas lernen und interessante Dinge erfahren, die Sie ohne das Gespräch nicht erfahren hätten. Schon die Einladung zum Gespräch ist Ihr Erfolg! Der richtige Abschiedsgruß von Ihren Lieben vor einem Bewerbungsgespräch lautet also nicht „Viel Erfolg!“, sondern „Viel Spaß!“.

Weitere Tipps finden Sie unter Anderem hier: http://www.it-jobs.stepstone.de/content/de/de/b2c-bewerbungsgespraech-tipps-fuer-eine-gelungene-vorstellung.cfm

Topics: KarriereHR

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