Buchbesprechung: „21 Lektionen für das 21. Jahrhundert“

Veröffentlich von
am
19.07.19 11:46

Ich befinde mich mal wieder in bester Gesellschaft. Auch Bill Gates, Emmanuel Macron, Barack Obama und Angela Merkel gehören zu den begeisterten Lesern des israelischen Historikers Yuval Noah Harari. Mit „21 Lektionen für das 21. Jahrhundert“ hat er einen weiteren Bestseller geschaffen, der keinen geringeren Anspruch hat, als seinen Lesern die Welt zu erklären. Harari lässt Vergangenheit und Zukunft aufeinandertreffen und landet in einer digitalen Gegenwart gekennzeichnet von radikaler Unsicherheit.

Der Historiker zeichnet ein kritisches Bild der modernen Welt: „Die Verschmelzung von Informationstechnologie und Biotechnologie bedroht die zentralen Werte der Moderne, nämlich Freiheit und Gleichheit. Jede Lösung der technologischen Herausforderung verlangt globale Zusammenarbeit. Doch Nationalismus, Religion und Kultur spalten die Menschheit in feindliche Lager."

Der Mensch ist programmierbar

Wer Digitalisierung einseitig als Segen der Menschheit betrachten möchte, ist bei Harari nicht gut aufgehoben. Er befürchtet gar eine „Zwillingsrevolution“ von Künstlicher Intelligenz und Biotechnologie. So werde eine Macht entstehen, die das Innerste des Menschen, seine Gefühle und Überzeugungen „hacken“, kontrollieren und formen kann. Es würden Milliarden von Jobs überflüssig und die Menschheit spalte sich in eine kleine Elite und eine neue Klasse der „Nutzlosen“ auf. Was wiederum gesellschaftliche und politische Probleme schaffe, von denen wir uns noch keine Vorstellung machen können. Zudem, so seine Theorie, sei der Mensch keinesfalls frei. Dadurch, dass er in Wahrheit von seinen eigenen Emotionen gesteuert wird, könne er eben nicht frei entscheiden. Und das wiederum macht ihn programmierbar.

Ich persönlich bin der Meinung, dass jeder, der sich mit Digitalisierungsprozessen, mit Machine Learning und Künstlicher Intelligenz befasst, sich auch mit diesen Themen beschäftigen sollte. Keiner von uns hat Antworten, auch Harari nicht. Aber nur durch die Auseinandersetzung mit diesen Fragen können wir digitale Prozesse gestalten und anwenden, ohne uns von ihnen überrollen zu lassen.

Man kann Hararis neues Buch durchaus auch als Kampfansage gegen die Trumps und Putins dieser Welt verstehen. Deren Vorstellung, dass eine bestimmte Nation, Religion oder Kultur höherwertig sei als eine andere, zerlegt der israelische Historiker anhand unzähliger Argumente aus der Weltgeschichte. Überhaupt ist er auf Religion nicht gut zu sprechen. Sie mache zwar glücklich, ist aber weitgehend mit „Fake News“ gleichzusetzen. Schließlich unterscheidet den Menschen vom Tier, dass er Fiktionen erzeugen kann, die seine Artgenossen für Wahrheit halten. Dadurch wiederum kann er große Massen organisieren und miteinander interagieren lassen. Ich glaube, jeder Unternehmenslenker weiß, was er damit meint. Daraus wie auch aus den vielen anderen Themen, die er bespricht, erwachsen fundamentale Fragen, wie diese:

Wie unterscheiden wir Wahrheit und Fiktion im Zeitalter der Fake News? Was sollen wir unseren Kindern beibringen? Wie können wir in unserer unübersichtlichen Welt moralisch handeln? Wie bewahren wir Freiheit und Gleichheit im 21. Jahrhundert? Warum ist die liberale Demokratie in der Krise? Was bedeuten der Aufstieg von Donald Trump oder der Brexit? Welche Zivilisation dominiert die Welt – der Westen, China, der Islam? Konkrete Antworten auf Fragen wie diese kann auch Harari nicht liefern. Das wäre aber wohl auch zu viel des Guten. Aber er hat eine klare Haltung. Nationalisten hält er für rückwärtsgewandte Fanatiker, die außer Nostalgie nicht viel zu bieten haben, um den Themen der Zukunft begegnen zu können.

Buchbesprechung; „21 Lektionen für das 21. Jahrhundert“
Yuval Noah Harari

Mitgefühl ist unverzichtbar

Und schließlich gibt er uns Lesern doch noch Ratschläge mit auf den Weg. So hält er Mitgefühl für eine unersetzbare menschliche Errungenschaft, die es zu erhalten und zu pflegen gilt. Und: Er fordert uns auf, in all der Unsicherheit Fokus zu wahren. Ein Element übrigens auch des Agilitätsprinzips. Harari geht sogar noch weiter und fordert zur regelmäßigen digitalen Entgiftung auf, um der Macht der digitalen Welt begegnen zu können.

Ein brillanter Mahner mit einem großen Anliegen

So richtig Hararis Ausführungen zu Terror, Ernährung, KI, Big Data, Zuwanderung und Religion sind, so wenig überraschend waren sie für mich. Ich halte den aktuell wohl berühmtesten Historiker der Welt vor allem für einen brillant formulierenden Mahner. Sein Erfolg hat viel mit seinem sehr unterhaltsamen Stil zu tun. Auch komplexe Sachverhalte erklärt er verständlich. Unaufdringlich, aber mit klaren Überzeugungen. Das hat er bereits in den beiden vorherigen Werken „Eine kurze Geschichte der Menschheit“ und „Homos Deus“ bewiesen. Meine klare Empfehlung ist: Lesen Sie dieses Buch!

Sie sind auf dem Sprung zu einer neuen Herausforderung? Kommen Sie zu uns. Die top itservices AG ist ein leistungsstarkes Unternehmen mit hervorragenden Karrierechancen. Wir wachsen und suchen intern Top-Führungskräfte aus den Bereichen Recruiting und Vertrieb. Hier geht es zu unseren Stellenausschreibungen.  Zudem vermitteln wir IT-Spezialisten als Freelancer und in Festanstellung und beraten Sie als Unternehmen beim rechtssicheren Einsatz von Fremdpersonal und externen Ressourcen. 

 

Bildquelle: Amazon
shutterstock

Kategorien(n):
Seitenkommentare
Auf dem Blog „Der Karrierenavigator“ erhalten Sie regelmäßig Denkanstöße zu den Themenfeldern Führung, Karriere und Personal.

KATEGORIEN